Steigender Förderbedarf an Schulen
In Bayern brauchen mehr Kinder spezielle Betreuung
Es gibt immer mehr Schulkinder in Bayern, die einen besonderen Förderbedarf aufweisen. Allein in den letzten fünf Jahren hat die Zahl um 23 Prozent zugenommen, von 6570 Fällen im Schuljahr 2011/12 auf 8127 Fälle im Schuljahr 2015/16. Insgesamt bestehen gegenwärtig bei 71 304 Kindern Defizite, die eine spezielle Förderung erforderlich machen. Sie sind zum Beispiel in ihrer kognitiven Entwicklung beeinträchtigt, haben Schwierigkeiten mit der Sprache oder leiden an einer Lernstörung. Rund 51 004 von ihnen werden in Förderschulen unterrichtet, die restlichen 20 300 Kinder besuchen die sogenannten Regelschulen.
Das ist das Ergebnis einer parlamentarischen Anfrage, die die SPD-Abgeordnete Simone Strohmayr gestellt hat. Sie wurde durch ihre Arbeit im Jugendhilfeausschuss des Kreisrates immer wieder mit der Thematik konfrontiert und beobachtet die steigenden Fallzahlen mit Sorge, die durch die Antwort des Kultusministeriums bestätigt worden sind. Denn trotz steigender Zahlen gibt es kaum genügend qualifizierte Lehrkräfte, die den Bedürfnissen der Kinder gerecht werden können. Strohmayr verweist auf die Erfahrung von Lehrkräften, mit denen sie gesprochen hat: »Wenn man sich unter den Lehrern umhört, beklagen die oft seit Jahren einen enormen Anstieg«, sagt Strohmayr gegenüber »nd«.
Dabei sei das Kultusministerium grundsätzlich gefordert, solchen Herausforderungen vernünftig zu begegnen. Dazu schlägt die SPD-Politikerin umfassende Reformmaßnahmen vor, die auf die Ausbildung der angehenden Lehrkräfte zielen. »Der Umgang mit Kindern mit speziellem Förderbedarf muss in der normalen Ausbildung verankert werden, für Lehrer aller Schularten«, sagt Strohmayr. Zudem müssten Lehrerinnen und Lehrer regelmäßig fachliche Fortbildungen erhalten, Supervisionen in Anspruch nehmen können und durch mindestens einen Sonderpädagogen unterstützt werden, die an jeder Schule beschäftigt sein sollten.
Auch das Kultusministerium erkenne den Bedarf nach weiteren Lehrkräften, sagt dessen Sprecher, Andreas Ofenbeck. Deshalb seien bereits Maßnahmen unternommen worden, um weitere Lehrkräfte für Sonderpädagogik zu gewinnen und die allgemeinen Lehrämter für die Herausforderung zu qualifizieren. Die Kritik an den Weiterbildungsangeboten kann das Ministerium jedoch nicht nachvollziehen. »Lehrkräften aller Schularten stehen vielfältige Fortbildungsangebote zur Verfügung«, erklärt Ofenbeck. Diese befassten sich in »unterschiedlicher Intensität« mit allen Aspekten, die für die Betreuung von Schülern mit entsprechendem Förderbedarf relevant sind und werden fortlaufend weiterentwickelt.
Darüber hinaus gebe es verschiedene Fachdienste, die die Schulen unterstützen könnten, meint Ofenbeck. So stünden neben den Schulpsychologen und den Beratungslehrkräften auch »die mobilen sonderpädagogischen Dienste sowie außerschulische Partner«, sowie die Jugendhilfe zur Verfügung. Strohmayr hält das jedoch nicht für ausreichend. »Das gibt es natürlich alles«, räumt die SPD-Abgeordnete ein. »Aber nicht überall in dem Umfang, wie es benötigt wird und es ist oft zu knapp bemessen.« Langfristig seien auf jeden Fall grundlegende Reformen im Schulsystem nötig - einschließlich einer Entlastung der regulären Lehrkräfte und einer Verkleinerung der Klassen, um individueller auf die Schülerinnen und Schüler eingehen zu können.
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