Dubiose Post unterm Elektronenmikroskop

Im Januar wurden 25 verdächtige Briefe an deutsche Justizbehörden versandt - die Pulver darin erwiesen sich in allen Fällen als harmlos

  • Lesedauer: 2 Min.

Schwerin. Stundenlang gesperrte Gerichte, Feuerwehrleute in Schutzanzügen, Speziallabore im Dauereinsatz: Eine Serie von Briefsendungen mit dubiosem Pulver hat im Januar deutsche Justizbehörden in Aufregung versetzt. Über mehrere Tage verteilt gingen 25 verdächtige Briefe ein - beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ebenso wie bei der Justiz in Neubrandenburg. Allein im kleinen Mecklenburg-Vorpommern waren es fünf. »Weitere zwölf Briefsendungen mit Pulver wurden auf dem Postweg angehalten«, sagt Christian Pfab von der Staatsanwaltschaft im bayerischen Coburg. Dort ist ein bundesweites Sammelverfahren gegen unbekannt eingeleitet worden.

Die Pulver erwiesen sich nach Laborprüfungen in allen Fällen als harmlos - bislang wurden in Deutschland noch nie biologische Substanzen in solchen Briefen nachgewiesen. Der Prüfaufwand ist erheblich: Allein um biologische Erreger auszuschließen, untersuchen Wissenschaftler Pulverproben zunächst unter dem Elektronenmikroskop. »Dem schließen sich molekularbiologische Untersuchungen an«, sagt Julia Sasse vom Robert Koch-Institut Berlin. Mit den Tests werde nach etwa zehn biologischen Substanzen gefahndet. Welche das sind, will sie nicht sagen. »Die ersten Ergebnisse liegen nach wenigen Stunden vor.«

Die Wissenschaftlerin warnt davor, bei vermeintlichen Anschlägen mit verdächtigen Substanzen in Briefen nur die Möglichkeit biologischer Erreger in Betracht zu ziehen. Das sei stets der erste Gedanke, seit 2001 in den USA Briefe mit Milzbrandsporen versandt worden waren. Fünf Menschen starben nach Kontakt mit dem weißen Pulver. Sasse zufolge müssen dubiose Briefinhalte auch auf Radioaktivität, flüchtige chemische Substanzen und Sprengstoff untersucht werden. Das erledigen in der Regel die Einsatzkräfte vor Ort. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.