Laut Polizei stand ein Anschlag bevor

Durchsuchungen in Niedersachsen und Nordhessen Zwei Männer festgenommen

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Punkt fünf Uhr früh fordern Polizeibeamte am Donnerstag in elf Wohnungen und Geschäftsräume in Göttingen sowie ein Haus in Nordhessen Einlass. Beamte des Landeskkriminalamtes sind dabei, Spezialkräfte und auch Hundeführer mit ihren Vierbeinern. Die Räume werden durchsucht, dabei entdecken die Polizisten zwei Männer, die bei den Sicherheitsbehörden als »Gefährder« gelten. Sie werden festgenommen. Die beiden, so die Polizei, sollen einen terroristischen Anschlag vorbereitet haben, seien der radikal-islamistischen Szene zuzuordnen.

Ihr galt der Großeinsatz, zu dem insgesamt 450 Beamte aufgeboten wurden, berichtet Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD). Als einen »sehr wichtigen Schlag gegen die Szene« bezeichnet er die Aktion und sagt, er sei sehr froh, dass dabei niemand zu Schaden gekommen ist.

Großen Schaden anrichten, einen Anschlag verüben, wollten die beiden Männer, heißt es von der Polizei. Wo und was der 27-jährige Algerier und der 23 Jahre junge Nigerianer geplant hatten, verraten die Ordnungshüter nicht, nur so viel: Es sollte vermutlich etwas in der Art von Anschlägen sein, wie sie sich in den letzten Monaten in Deutschland ereignet hatten. Auf welche Anschläge im Bundesgebiet sich diese Einschätzung bezieht, wollte Göttingens Polizeipräsident Uwe Lührig nicht sagen.

Er beschränkte sich im Rahmen einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz auf den Hinweis: Die Gefahrenlage sei eindeutig und sehr konkret gewesen, und: Der Anschlag habe womöglich unmittelbar bevor gestanden.

Diese Erkenntnis hatten die Behörden laut Innenministerium »beim Blick auf die radikal-islamistische Szene Göttingens« gewonnen, und so sei der morgendliche Großeinsatz angeordnet worden. Bei ihm wurden in den durchsuchten Räumen mehrere Schusswaffen gefunden, ebenso Munition, Messer, eine Machete und Flaggen des sogenannten Islamistischen Staates (IS).

Mit den beiden Festgenommenen, die in Gewahrsam sitzen, befasst sich nun die Generalstaatsanwaltschaft in Celle. Beide haben zwar einen Wohnsitz in Deutschland, in der Universitätsstadt Göttingen, doch besitzen sie keinen deutschen Pass. Wie von der Polizei zu erfahren war, werde angestrebt, die Männer abzuschieben.

Der Einsatz vom Donnerstagmorgen, so resümiert Innenminister Pistorius, sei erfolgreich gewesen und zeige einmal mehr, die Entschlossenheit der Sicherheitsbehörden im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus in Niedersachsen. »Wir sind gut aufgestellt und bestens vorbereitet«, konstatiert der Politiker. Trotzdem werde »der Kampf gegen diese dynamische Bewegung« dem Land weiterhin viel abverlangen. »Wir werden weiterhin an klugen und entschlossene Maßnahmen arbeiten, um dem Terror das Wasser abzugraben«, so der Minister.

Pistorius hatte bereits vor kurzem im Landtag betont, dass die nachhaltige Bekämpfung des islamistischen Terrorismus für die Landesregierung und die Sicherheitsbehörden höchste Priorität habe. In derselben Plenarsitzung hatte der Minister aufgrund einer Anfrage der FDP-Fraktion mitgeteilt, in Niedersachsen gebe es derzeit 45 »Gefährder« - also Menschen, denen man einen Anschlag zutraue. In ganz Deutschland seien es 570 Personen.

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