Berlin holt sich mit Vaerst teure Aufbauhilfe aus Hamburg

Langjähriger Chef des Hamburger Eigenbetriebs »fördern & wohnen« soll Heime für Flüchtlinge in der Hauptstadt betreiben

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Mehr Zeit für die Seinen wollte er haben. Das sagte Rembert Vaerst vor kurzem dem »Hamburger Abendblatt«. Zu diesem Zeitpunkt lief sein Job als Geschäftsführer des städtischen Unternehmens »Fördern & Wohnen« in Hamburg aus. Dass sich der Diplom-Mathematiker nach 39 Berufsjahren und dem Erreichen der Altersgrenze jetzt doch nicht in die Rente verabschiedet, sondern als sehr gut bezahlter kommunaler Aufbauhelfer nach Berlin wechselt, hat mit seiner Expertise zu tun. Als Geschäftsführer war Vaerst mit seinem Team maßgeblich an der Bewältigung der Unterbringung von vielen tausend Geflüchteten in der Hansestadt beteiligt, ohne dass es dabei wie in Berlin zu einer Krise gekommen wäre. Während in der Hauptstadt Tausende Flüchtlinge zum Teil bis heute in Notunterkünften wie Turnhallen leben müssen, sind vergleichbar schlimme Zustände aus Hamburg nicht bekannt geworden - auch wenn es natürlich auch dort Probleme gab.

Damit auch in Berlin die letzten Turnhallen endlich freigezogen werden können, kommt Rembert Vaerst mit seinen Leuten jetzt auch in der Hauptstadt zum Einsatz. Am Dienstag beschloss der rot-rot-grüne Senat, den Hamburger temporär für maximal ein Jahr in die Hauptstadt zu lotsen, um die neue Berliner Gesellschaft zur Flüchtlingsunterbringung zum Laufen zu bringen. Für den neuen Manager, so berichten es verschiedene Medien, soll es ein sattes Gehalt von 15 000 Euro brutto im Monat geben, mehr als der Regierende Bürgermeister in der Hauptstadt bekommt.

Das für Berliner Verhältnisse hohe Gehalt wurde am Dienstag zwar nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert. Man habe den Geschäftsführer zu den Bedingungen bekommen, die er in Hamburg hatte, hieß es von Seiten des Senats. Und: Für eine solche »begrenzte Situation« sei das »sachgerecht«. Rembert Vaerst kann jetzt beweisen, dass er sein Geld wert ist. Wenn nur ein Teil der Menschen in dem neuen kommunalen Unternehmen mit seinen drei Heimen und 600 Plätzen unterkommt, dann hat sich die Anwerbung bereits gelohnt.

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