So wild wie die Giftlilie im Sumpf

Zum 100. Geburtstag von Carson McCullers widmet sich ein Buch ihrer Liebe zu Annemarie Schwarzenbach

  • Regina Stötzel
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.

Eine höchst mittelmäßige Person kann Gegenstand einer Liebe sein, die so wild und außerordentlich und schön ist wie die Giftlilie im Sumpf«, heißt es in Carson McCullers »Ballade vom traurigen Café«, und das ist nur eines der Beispiele an dieser Stelle für all die Geschichten, die dieses eigenartige Gefühl schreibt. Der Geliebte könne treulos sein, fettiges Haar haben oder schlechte Gewohnheiten, ohne dass dies das Wachsen der Liebe beeinträchtige.

So spielt es auch keine Rolle in der »Ballade«, dass es sich bei der Liebenden, Miss Amelia, um eine starke, stolze Frau von mindestens einem Meter fünfundachtzig handelt, bei dem Geliebten, Vetter Lymon, aber um »einen schwächlichen kleinen Krüppel, der ihr nur bis zum Gürtel reichte« und sich im Übrigen ziemlich seltsam verhält. Diese Liebe der Miss Amelia, die eigentlich »mit anderen Leuten nichts anfangen kann, als ihnen Geld abzuknöpfen«, vermag eine trostlose, staubige Kleinstadt ...


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