Geschlossen, nicht weg
Johanna Treblin wundert sich nicht über die Fussilet-Moschee
Dem geplanten Verbot der Fussilet-Moschee ist ihr Trägerverein nun zuvor gekommen. Die Moschee in einem unscheinbaren Haus in Moabit ist geschlossen, so steht es auch auf einem Zettel an der Tür. Die Möbel sind bereits hinaus geräumt.
Eigentlich war es absehbar. Nach dem Attentat am Berliner Breitscheidplatz wurde öffentlich, dass die Polizei das Gebäude per Video hatte beobachten lassen. Zwar soll nicht der Verein selbst Ziel der Observation gewesen sein, sondern einzelne Islamisten. Aber faktisch wurde jeder Mensch, der ein- und ausging, von der Kamera erfasst.
Man muss kein extremistischer Verein sein und keine Straftaten planen, um etwas gegen solche Einschränkungen der Privatsphäre zu haben. Gerade auch, wer privat und ohne jede verbrecherische Absicht eine religiöse Einrichtung besucht, will sich dabei nicht beobachten lassen. Dass der Verein die Räume daher aufgegeben hat, ist nicht verwunderlich.
Doch geschlossen heißt nicht verschwunden. Und so kann der Auszug der Fussilet-Moschee auch nicht als Erfolg gegen den Islamistenverein gewertet werden. Die Verein wird sich einen anderen Ort suchen, in einem anderen unscheinbaren Wohnhaus, so wie die meisten Moscheen in Berlin untergebracht sind. Oder die Besucher werden sich einfach in einer anderen Moschee treffen, die vielleicht bisher nicht vom Verfassungsschutz beobachtet wird.
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