Flughafenchef trudelt
Die Flughafengesellschaft FBB hat es abgelehnt, Berichte über eine mögliche Ablösung ihres Chefs Karsten Mühlenfeld zu kommentieren. Dazu werde man sich nicht äußern, sagte FBB-Sprecher Lars Wagner am Sonntag. Mühlenfeld hatte den bisherigen Technikchef Jörg Marks entlassen und durch den früheren Bahnmanager Christoph Bretschneider ersetzt. Dies sei nötig gewesen, um den Hauptstadtairport BER zügig fertigzubauen, verteidigte er seine Entscheidung. Nun wächst laut »Tagesspiegel« der Druck auf Mühlenfeld. Ihm drohe der Rauswurf, in Gesellschafterkreisen werde bereits »intensiv über einen Nachfolger gesprochen«, schreibt die Zeitung. Marks' Entlassung werde als unabgestimmter Alleingang angesehen. Nach nd-Informationen haben sich die Gesellschafter bislang aber nicht auf eine Ablösung einigen können.
Mühlenfelds Aussage, dass er »schon seit ein paar Wochen« Ersatz für Marks gesucht habe und dies »mindestens dem Anteilseigner Berlin bekannt« war, stößt auf Widerspruch. Senatssprecherin Claudia Sünder wies die Darstellung zurück: »Die Anteilseigner sind von der Personalentscheidung Mühlenfelds in dieser Woche völlig überrascht worden.«
Der Bund, neben Berlin und Brandenburg Flughafengesellschafter, hat wegen der Personalie Marks eine Sondersitzung des Aufsichtsrats beantragt, deren Termin noch nicht bekannt ist. Die nächste reguläre Sitzung wäre am 17. März. Der Flughafenkoordinator in der Potsdamer Staatskanzlei, Rainer Bertschneider (SPD), ist allerdings gegen überhastete Reaktionen. »Ich plädiere stattdessen für eine sachliche Aufarbeitung der aktuellen und strategischen Probleme«, sagte er.
Indes wurden Auswirkungen geplanter Detailänderungen bei den Flugrouten am BER bekannt. Die Deutsche Flugsicherung hatte angekündigt, von der nördlichen Startbahn abhebende Maschinen aus Sicherheitsgründen nicht sofort nach Süden abdrehen zu lassen. Zu groß sei die Gefahr, dass sie mit Flugzeugen zusammenstoßen, die von der Südbahn starten oder dort landen. Zunächst sollen die Maschinen geradeaus fliegen. Je nach Alternativroute steigt damit allein westlich vom Flughafen die Zahl lärmbetroffener Anwohner von 15 400 auf 27 700 oder von 25 000 auf 39 500, wie aus Unterlagen der Flugsicherung für die Fluglärmkommission hervorgeht. Für die meisten betroffenen Haushalte liegt der Lärmpegel demnach bei 45 bis 55 Dezibel. Zahlen für Starts nach Osten legte die Flugsicherung nicht vor. Das sofortige Abdrehen nach Süden sollte jedoch ohnehin nur in Ausnahmefällen sei, wenn die Südbahn gesperrt ist oder ein Pilot eine Einzelfallfreigabe vom Tower anfordert. Die Flugsicherung spricht deshalb von marginalen Änderungen am Flugroutenkonzept. dpa/nd
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