Schutz im Bund der eiligen Ehe

Kein kühner Held: Das Schwule Museum porträtiert Siegfried Wagner in einer Ausstellung

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Mit einer auflodernden Locke über der hohen Stirn hat ihn in ockerfarbenem Gips Adolf von Hildebrandt verewigt. Die Büste Siegfried Wagners unter Glas empfängt den Besucher am Eingang einer umfangreichen Ausstellung im Schwulen Museum, der ersten zu jenem frühen Bayreuther Festspielleiter in Berlin. Seinen Namen trägt sie im Titel; ihr Untertitel, »Bayreuths Erbe aus andersfarbiger Kiste«, variiert ein anzügliches Bonmot des Enthüllungsjournalisten Maximilian Harden und meint Siegfrieds Homosexualität.

Nur wenige Jahre nach der Geburt 1869 hat er den allmächtigen Vater um sich, wächst nach dessen Tod 1883 unter Frauen auf, der Mutter Cosima und seinen Schwestern. Mit Liszt als Großvater und Richard als Vater, zwei musikalischen Halbgöttern also über sich, sowie König Ludwig II. als Taufpaten, hat es Siegfried so schwer wie die Kinder Thomas Manns. Als weich und zart beschrieben und eher als Tochter erzogen, ganz und gar kein kühner Wag...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.