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Griechenlands rechte Populisten werben in Leverkusen

»Versammlung der Griechen« steht für eine vermeintliche Krisenlösung und glaubt an die Auferstehung antiker Götter

  • John Malamatinas und Andreas Tentouras
  • Lesedauer: 3 Min.

»Jenseits von Partei, Farbe und Dogma« - unter diesem Motto versuchten am vergangenen Samstag Unterstützer der patriotischen Vereinigung von Unternehmer Artemis Sorras »Versammlung der Griechen« (E.SY - Ellinon Synelefsis) neue Mitglieder in den Räumlichkeiten der griechischen Gemeinde von Leverkusen anzuwerben. »Ihr seit eingeladen zur Union aller Griechen zum Austritt aus der Wirtschaftskrise und zur Rückgewinnung unserer nationalen Souveränität«, hieß es in dem Flyer zur Veranstaltung.

Zum ersten Mal machte Artemis Sorras 2011 als »Hoffnungsträger« von sich reden. Schon damals erklärte er sein märchenhaftes Versprechen: er verfüge über US-Bonds im Wert von 600 Milliarden Dollar, die in der kanadischen Bank of Montreal geparkt sind, die zur Abbezahlung der griechischen Staatsschulden eingesetzt werden können. Seitdem wiederholte er mehrfach sein Versprechen, griechische und internationale Medien berichteten. Adonis Georgiadis, aktueller Vizepräsident der konservativen Nea Dimokratia, sowie der Journalist Alexandros Stefanopoulos verklagten Sorras wegen der Verbreitung falscher Tatsachen – allerdings wurde Sorras freigesprochen. Und die griechischen Behörden zeigten sich von dem Vorschlag wenig beeindruckt. Sie gehen bis heute davon aus, dass es Sorras vor allem um PR in eigener Sache ging. Dazu passt, dass die die Bank in Montreal die Existenz solcher Konten dementierte.

Im Laufe der Jahre haben Sorras und seine Mitstreiter eine relativ erfolgreiche Organisation aufgebaut mit über hundert Ortsgruppen in Griechenland und weiteren Niederlassungen in der ganzen Welt. Erst 2015 wurde die Organisation offiziell beim obersten Gerichtshof angemeldet. Die »Versammlung der Griechen« bezeichnet sich als patriotisch, lehnt das bestehende gesellschaftliche System ab und glaubt an die Auferstehung der antiken Götter. Sie sieht sich explizit nicht als Partei – schließt ein Antritt bei Wahlen aber nicht aus. Griechenlandweit finden Versammlungen statt bei denen Prozessionen wie der »Eid der Selbstachtung« vollführt werden. Zentral ist dabei der Glaube, dass »unsere Gene den Charakter unserer Existenz bestimmen«. Wer Mitglied werden will muss einen Eid ablegen, zehn Euro Anmeldegebühr und fünf Euro Mitgliedsbeitrag im Monat leisten.

Die Gruppe Antilogos NRW – ein progressiv-politischer Zusammenschluss von griechisch sprachigen Neuzuwanderern – kritisierte auf Facebook die Veranstaltung in Leverkusen. In ihrer Erklärung heben sie hervor, dass das Problem des »olympischen Messias« nicht nur die Irreführung der Unterdrückten sei, sondern dass ihre »reinen« Absichten von einer rassistischen, nationalistischen, antisemitischen und verschwörungstheoretischen Rhetorik begleitet werden: »Die ›Versammlung der Griechen‹ ist nur ein weiterer Teil des Puzzles, dass das extrem rechte politische Szenario in Griechenland vervollständigt.« Zuletzt wurde Sorras auf Basis des Rassismusgesetzes verklagt, weil er die Beteiligung von Menschen mit Behinderung an den paralympischen Spielen als »Schande« für Griechenland bezeichnete.

In der Erklärung wird vor allem die griechische Gemeinde Leverkusens kritisiert: »Es ist bekannt, dass die meisten griechischen Gemeinden in Deutschland Vertreter des alten Zweiparteiensystems sind. Deswegen hat auch die neue Generation von griechischen Migrantinnen ihnen den Rücken gekehrt. Aber warum reagiert der ›Verband griechischer Gemeinden Deutschlands‹ nicht?« Letztes Jahr organisierte die »Versammlung der Griechen« bereits in Düsseldorf ein Treffen – die Veranstaltung ist bei Youtube einsehbar.

Allein im deutschsprachigen Raum gibt es neben Leverkusen Ortsgruppen in Köln-Puhlheim, Stuttgart, Nürnberg und Zürich. Es bleibt abzuwarten ob der Zulauf für Sorras Organisation in Griechenland im Rahmen der aktuellen Verhandlungen Syrizas mit den Institutionen und potentiellen Neuwahlen größer werden wird. Griechenland scheint seinen kleinen Trump gefunden zu haben: Artemis Sorras zeigt, dass in der postfaktischen Medienwelt alles möglich ist.

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