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Das Vogtland hat jetzt einen Bürgerbus

Zweites Nahverkehrsprojekt dieser Art in Sachsen startet

  • Claudia Drescher, Auerbach
  • Lesedauer: 3 Min.

Nach 45 Berufsjahren bei der Bahn nimmt Heinz Harger seit dieser Woche wieder Platz im Führerstand: Allerdings lenkt der Rentner einen grünen Kleinbus mit acht Plätzen und gelber Aufschrift auf der Motorhaube: Bürgerbus steht dort in Großbuchstaben. Der 63-Jährige ist einer von rund 20 ehrenamtlichen Bürgerbusfahrern, die vor allem älteren Menschen im sächsischen Vogtland - in Adorf, Lengenfeld und Bad Elster - helfen sollen, leichter zum Einkaufen oder zum Arzt zu kommen. Nach der Lommatzscher Pflege in (Landkreis Meißen) ist es das zweite Bürgerbus-Projekt in Sachsen.

»Bei einem Gebiet von 50 Quadratkilometern und sieben Ortsteilen haben wir in Lengenfeld bislang ein Problem, die Anbindung der Menschen zu gewährleisten«, sagte Bürgermeister Volker Bachmann bei der Übergabe der Busse in Auerbach. Der öffentliche Nahverkehr ist in der Region vielerorts ausgedünnt.

So endet beispielsweise eine Bahnfahrt in den Kurort Bad Elster seit Jahren rund drei Kilometer vor dem Ortskern mit seinem reichen kulturellen Angebot. Hotels und Kurklinik setzen auf Shuttle-Angebote, alle anderen nehmen das Taxi, erzählt Bürgermeister Olaf Schlott. Irrwitzig wird es, wenn man vom Ortsteil Sohl in das nur fünf Kilometer entfernte Stadtzentrum will: Zuerst per Zug nach Adorf, dann umsteigen in den Bus zurück nach Bad Elster.

Mit dem Bürgerbus soll sich nun vieles besser werden. Jeweils ein Kleinbus ist künftig in den drei Städten unterwegs, um die bestehenden Bus- und Bahnlinien zu ergänzen. Haltestellen soll es alle 300 bis 600 Meter geben, damit die Fahrgäste möglichst kurze Wege haben. Vorgesehen ist zudem eine Anbindung an die Vogtlandbahn und an größere Buslinien.

»Für uns ist der Bürgerbus daher eine wichtige Ergänzung und eine Erleichterung für die täglichen Wege - gerade für Menschen ohne eigenes Auto, aber natürlich auch für unsere Gäste«, sagt Schlott, der gleichzeitig Vorsitzender des eigenes gegründeten Vereins »Bürgerbus Vogtland« ist. In dem Verein haben sich neben den drei Kommunen die Verkehrsbetriebe von Reichenbach und Plauen sowie der Verkehrsverbund Vogtland (VVV) zusammengeschlossen.

Finanziert wird das Projekt zu 40 Prozent durch den ÖPNV-Zweckverband Vogtland und zu zehn Prozent durch die Verkehrsbetriebe. Die andere Hälfte kommt vom Freistaat, erläutert VVV-Geschäftsführer Thorsten Müller. Demnach belaufen sich allein Anschaffung und Umrüstung der drei Kleinbusse auf etwa eine halbe Million Euro.

Darüber hinaus habe der Verein 30 000 Euro Startkapital zusammengetragen. »Einen genauen Termin, an dem wir schwarze Zahlen schreiben wollen, geben wir uns bewusst nicht«, betonte Müller. Die Aufwandsentschädigung für die Fahrer soll demzufolge über den Fahrpreis wieder eingespielt werden. Eine Einzelfahrt koste 1,40 Euro und orientiere sich an den im Verbund üblichen Preisen.

Zum Start des Projekts sind für Adorf und Lengenfeld jeweils drei und für das Kurbad zwei Verkehrstage geplant. Später soll das Angebot auf alle Werktage ausgeweitet werden. Dafür ist der Verein nach Angaben von Schlott weiterhin auf der Suche nach ehrenamtlichen Fahrern. Voraussetzungen sind ein Führerschein der Klasse B, zwei Jahre Fahrpraxis und ein Mindestalter von 21 Jahren. dpa/nd

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