Armutsregion mit SPD-Bonus

Seit fast 50 Jahren erlebt das Ruhrgebiet einen Strukturwandel

  • Sebastian Weiermann
  • Lesedauer: 2 Min.

In zwei Monaten wird in Nordrhein-Westfalen ein neuer Landtag gewählt. Die Wahl wird wohl Hinweise darauf geben, wie die Bundestagswahl ausgehen könnte. Für die SPD ist das ein Vorteil, denn im Ruhrgebiet schnitt die Partei bisher immer gut ab.

Über fünf Millionen Menschen leben im Ruhrgebiet. Im kürzlich vorgestellten Armutsbericht bezeichnete der Paritätische Gesamtverband die Region als »Problemregion Nummer Eins« in Deutschland. Während die Armutsquote in Ostdeutschland abnimmt, nimmt sie im Westen zu. Besonders in Nordrhein-Westfalen und hier speziell im Ruhrgebiet. In der ganzen Region sind etwa 20 Prozent der Menschen armutsgefährdet. Im Bund sind es 15,7 Prozent.

Den traurigen Spitzenplatz im Ruhrgebiet nimmt Gelsenkirchen mit 23,7 Prozent ein. Aber auch in Dortmund sieht es nicht viel besser aus. Dort ist die Quote in den vergangenen Jahren von 17 auf 22 Prozent gestiegen.

Seit beinahe 50 Jahren kämpft das Ruhrgebiet mit dem Strukturwandel. Erst schlossen die Zechen, dann folgten Stahlwerke, die durch technischen Fortschritt und Fusionen, wie die von Thyssen und Krupp, überflüssig wurden. Auch andere Großbetriebe hielten sich nicht in der Region. Ein Beispiel ist Bochum, wo in wenigen Jahren Nokia und Opel ihre Werke stilllegten. Die Arbeitslosenquoten in den Ruhrgebietsstädten sprechen Bände. Von Dortmund bis Duisburg liegen sie bei über 15 Prozent. Mittlerweile versuchen einige Ruhrgebietsstädte, sich als Logistikstandorte zu profilieren. Geworben wird dabei mit der zentralen Lage in Europa. Die Städte hoffen, dass die Logistikunternehmen Jobs bieten für niedrig qualifizierte Menschen in der Region.

Dass es wirtschaftlich nicht gut aussieht, schadet der SPD in ihrer »Herzkammer« nicht besonders. Zwar fällt die Wahlbeteiligung stetig, doch am Ende sind es Sozialdemokraten, die Wahlsiege einfahren. Von den Großstädten im Ruhrgebiet wird nur Essen von einem CDU-Mann regiert, von Thomas Kufen. In Duisburg ist Sören Link sogar so selbstbewusst, dass er sich vorzeitig im September zur Wiederwahl stellen will.

Bei der Landtagswahl im Jahr 2012 hat die SPD landesweit 39 Prozent der Stimmen erhalten, in Herne erhielt sie 50,5 Prozent der Zweitstimmen. Im Ruhrgebiet hat die SPD eben noch immer eine starke Basis. Auch bei den anstehenden Wahlen wird das Ergebnis der Sozialdemokraten im Ruhrgebiet entscheidend sein, wenn die Partei im Land weiter regieren will.

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