Stadtguerilla

Lexikon der Bewegungssprache

  • Lesedauer: 1 Min.

Das Konzept revolutionärer Gruppen, die im Schutze von großen Städten agieren, stammt ursprünglich aus Uruguay und wurde dort in den 60er Jahren entwickelt. Deutsche Linksradikale, die angesichts von Notstandsgesetzen und Vietnamkrieg die Bedingungen für eine Stadtguerilla in der Metropole als erfüllt ansahen, ahmten das südamerikanische Konzept nach. In einer RAF-Erklärung vom April 1971 heißt es mit Blick auf die Guerilla, sie sei »die revolutionäre Interventionsmethode von insgesamt schwachen revolutionären Kräften«. Schwach blieben die Kräfte wohl auch deshalb, weil das Abschreckungspotenzial des Konzepts größer als sein Mobilisierungspotenzial war. Die Revolution blieb aus. Dabei kümmerte sich die RAF zumindest in den Anfangsjahren noch um massenwirksame PR. Der Ton-Steine-Scherben-Sänger Rio Reiser beichtete in seiner Autobiografie, der Hit »Keine Macht für Niemand« sei ein Auftragswerk der RAF gewesen. Unfreiwillig dienten die Guerilleros dem Staat als Rechtfertigung für den weiteren Ausbau des Überwachungssystems und die sicherheitstechnische Trennung der Eliten vom Pöbel. Das bot viel Platz für Verschwörungstheorien. Oder wie es ein Protagonist aus Rainer Werner Fassbinders »Die dritte Generation« formulierte: »Ich hatte einen Traum: Die Kapitalisten haben den Terrorismus erfunden, damit der Staat sie besser schützt.« fal

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