Das Chaos war die beste Zeit
Am Berliner Maxim-Gorki-Theater inszenierte Sebastian Baumgarten »Dickicht« nach Bertolt Brecht als Leinwandshow
Auf den ersten Blick mag es überhaupt nicht passen, dass sie am Berliner Gorki-Theater jetzt auch noch Bertolt Brecht spielen. Zwar steht das Haus am Festungsgraben wie derzeit keine zweite Hauptstadtschauspielstätte für politisches Theater. Der Fokus aber lässt sich nur schwer mit der materialistischen Geschichtsauffassung des Großdichters vereinbaren. Brecht betrachtete den Konflikt zwischen Kapital und Arbeit als Hauptwiderspruch des Kapitalismus, dem alle weiteren Widersprüche (vor allem Geschlecht und »Rasse«) untergeordnet seien. Dieses heute bei vielen, diplomatisch ausgedrückt, umstrittene Verständnis von Eigentums- und Machtverhältnissen kehrt das am »Gorki« seit wenigen Jahren erprobte postmigrantische Theater um und sagt: Ökonomie interessiert uns nicht weiter, unser kapitalistischer Hauptwiderspruch heißt Rassismus!
Analytisch ist das natürlich ziemlich diskutabel und - so viel Spoiler sei erlaubt - auch Sebastian Baum...
Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.