Schleudersitz der Sozialdemokraten
Seit Willy Brandts Abtritt vor 30 Jahren haben sich neun SPD-Politiker als Parteichefs versucht
Besuchern des Berliner Willy-Brandt-Hauses bietet sich zuweilen ein symbolisches Bild. Bei Pressekonferenzen der Parteispitze steht stets die riesige Statue des früheren Kanzlers und Übervaters der Sozialdemokratie im Hintergrund. Tatsächlich hat Willy Brandt nach seinem Rücktritt vom Parteivorsitz im März 1987 ein schweres Erbe hinterlassen. Seine Fußstapfen erwiesen sich für seine Nachfolger im Amt des SPD-Chefs als zu groß. Sie wurden in der Regel kurz nach ihrem Antritt als Hoffnungsträger gefeiert, mussten aber bald wieder ihren Posten räumen. Erinnert sei etwa an den einstigen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Björn Engholm, der 1991 auf Hans-Jochen Vogel folgte und eigentlich auch Kanzlerkandidat werden sollte, aber nach nur zwei Jahren im Amt zurücktrat. Er hatte in der undurchsichtigen Affäre um seinen Vorgänger Uwe Barschel gelogen.
Engholms Nachfolger wurde Rudolf Scharping, der sich in einer Mitgliederbefragung g...
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