Über 3000 Flüchtlinge vor Libyen gerettet
Fahrten über das Mittelmeer nehmen wieder zu / Innenminister beraten in Rom
Berlin. Am vergangenen Wochenende mussten über 3000 Flüchtlinge innerhalb von 24 Stunden vor der libyschen Küste vor dem Ertrinken gerettet werden. Das berichtet »Spiegel Online« unter Berufung auf die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Dafür seien insgesamt 25 Einsätze im Mittelmeer nötig gewesen, allein die Seenotrettungsinitiative SOS Mediterranee habe fast 1000 Migranten von neun Booten gerettet. Die Menschen sollen nach Italien gebracht werden.
In Rom kommen am Montag die Innenminister europäischer Länder und Vertreter nordafrikanischer Staaten zusammen. Ziel des Gipfels ist es, den Zuzug von Flüchtlingen nach Europa aufzuhalten.
Mehr als 5000 Tote 2016
Im vergangenen Jahr starben mehr als 5000 Menschen auf der Flucht von Afrika nach Europa im Mittelmeer. Es waren mehr Tote, als je zuvor in einem Jahr registriert wurden. Die meisten Menschen starben auf der zentralen Mittelmeerroute in Richtung Italien, die als die gefährlichste gilt.
Als Reaktion auf die Flüchtlingstragödien im Mittelmeer rief Italiens Regierung 2013 das Seenotrettungsprogramm »Mare Nostrum« ins Leben. Es bewahrte nach Angaben aus Rom mehr als 100.000 Menschen vor dem Ertrinken. Boote sollten aufgespürt und in einen sicheren Hafen eskortiert werden.
Im November 2014 wurde »Mare Nostrum« jedoch von »Triton« abgelöst, das unter dem Dach der EU-Grenzschutzagentur Frontex angesiedelt ist. Die Schiffe sind nicht bis in libysche Gewässer unterwegs, sondern patrouillieren nur vor der Küste Italiens. Sie sollen Grenzen überwachen und gegen Schlepper vorgehen, aber nicht aktiv nach Flüchtlingen suchen. Das monatliche Budget betrug deutlich weniger als das, was Italien in »Mare Nostrum« investierte.
Die Frontex-Operation wurde nach den zwei großen schweren Schiffbrüchen im April 2015 mit Hunderten Toten ausgeweitet, zur gleichen Zeit starteten mehrere Nichtregierungsorganisationen ihre Einsätze im Mittelmeer. Wissenschaftlern der Universität Oxford und der UC Berkeley zufolge hat die Seenotrettung auf dem Mittelmeer damit etwa dieselbe Kapazität wie zu »Mare Nostrum«-Zeiten – getragen allerdings von vielen zivilgesellschaftlichen Initiativen. Agenturen/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.