Dem AfD-Tandem fehlt die Besatzung
Eine geplante Mitgliederbefragung zum möglichen Spitzenkandidatenteam der Rechtspartei fällt mangels Bewerbungen aus
Die AfD hatte sich ihren Plan sorgsam zurecht gelegt: Ein Spitzenteam soll die Rechtspartei in die Bundestagswahl führen. Auch die Parteibasis sollte dabei ein Mitspracherecht bekommen. Doch noch bevor dem Tandem überhaupt der Antritt gelang, kam das Rad auch schon ins Straucheln. Wie Julian Flak, Vorsitzender des Parteikonvents, gegenüber der taz erklärte, seien keine fristgemäßen Bewerbungen beim Konvent eingangen. Und wo es keine Bewerber gibt, kann auch keine Mitgliederbasis befragt werden.
Diese sollte im Internet darüber abstimmen dürfen, welches Tandem am besten als Spitzenteam geeignet sei. Das daraus resultierende Votum wäre dann als Empfehlung an den Bundesparteitag weitergegeben worden, der letztlich Ende April in Köln abschließend entscheidet. Flak bekundet, die Idee sei dazu dagewesen, Teams zu bilden, die auf »einer gewissen Vertrauensbasis zusammenarbeiten«.
Doch genau an diesem Vertrauen untereinander fehlt es in den Reihen der Rechtspartei offensichtlich. Als wahrscheinlichstes Duo war ein Bündnis zwischen Parteichefin Frauke Petry und AfD-Vize Alexander Gauland gehandelt worden. Doch wie Gauland am Sonntag erklärte, sei zwischen ihm und Petry keine Einigung erzielt worden. »Gespräche mit Frauke Petry ergaben keine zureichende Basis für ein Zusammenwirken in einem gemeinsamen Team«, erklärte der AfD-Politiker am Sonntag. Der Bundesparteitag solle nun entscheiden, »wer von uns in das Spitzenteam gehen soll und wer nicht«. Er sei bereit, diese Verantwortung zu übernehmen - am liebsten zusammen mit Frauke Petry.
Gaulands Drängen auf eine Zusammenarbeit dürfte vor allem taktische Gründe haben. Der Vize ist nicht nur erklärter Gegner Petrys, er setzte auch alles daran, eine alleinige Kandidatur der Parteichefin zu verhindern. Eine Option ganz ohne die derzeitige sächsische Landtagsabgeordnete galt wiederum als unwahrscheinlich, da das Petry-Lager innerhalb der AfD genügend Rückhalt genießt. Um nach Außen Einigkeit zu zeigen, sprachen sich Bundesvorstand und Basis deshalb für besagte Teamlösung aus.
Letztlich spricht aber dennoch einiges dafür, dass das Duo Petry-Gauland die AfD doch in die Bundestagswahl führen könnte. Bei einem informellen Treffen des AfD-Bundesvorstandes mit den Landesvorsitzenden vor einer Woche sprachen sich die Teilnehmer auf Initiative von Parteivorstandsmitglied André Poggenburg für eben diese Lösung aus. »Frauke Petry und Alexander Gauland sollen in jedem Fall dabei sein, außerdem mindestens zwei weitere Mitglieder«, sagte Poggenburg der Deutschen Presse-Agentur.
Die Empfehlung sieht nach Angaben Poggenburgs auch vor, dass von diesen vier oder mehr Team-Mitgliedern zwei westlichen Landesverbänden angehören sollten. Petry steht der Landtagsfraktion in Sachsen vor, Gauland in Brandenburg.
Petry hatte sich erstaunt über die Aussage ihres Parteikollegen Poggenburg gezeigt. Sie betonte, sie habe sich »persönlich seit einem Jahr und auch bei dem inoffiziellen Treffen am Sonntag ausdrücklich nicht dazu geäußert, ob ich für eine Spitzenkandidatur oder für ein Spitzenteam zur Verfügung stehe«. Der AfD-Konvent hatte am Samstag vor einer Woche - in Anwesenheit Gaulands - beschlossen, dass sich mögliche Teams »untereinander finden und für eine interne Mitgliederbefragung vorstellen sollen«. Der Wille der Parteibasis dürfe nicht missachtet werden, so Petry zum damaligen Zeitpunkt. Doch daraus wird nun nichts, auch weil sich die Parteichefin und ihr Vize nicht einigen konnten. mit Agenturen
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