Macker
Lexikon der Bewegungssprache
Im Sitzen öffnet er die Knie bis auf doppelte Stuhlbreite, er redet laut und durchdringend, wann immer ihm etwas in den Sinn kommt. Vor allem aber hält er sich für unwiderstehlich: der Macker. Während er in freier Wildbahn auf den ersten Blick zu erkennen ist, wurde er, insbesondere in linken Kreisen, von der weitaus gefährlicheren Spezies des Polit- bzw. Antifamackers verdrängt. Jene Geheimwaffe des Patriarchats betätigt sich zu gleichen Teilen als zentraler Initiator im Kampf gegen das Schweinesystem und als Frauenversteher. Anders als der herkömmliche Macker sitzt und spricht er wie ein normaler Mensch, wirkt fast zurückhaltend und steckt auch mal eine Spange ins Haar. Er wäre gern queer, ist aber heterosexuell. Manchmal redet er sogar von Gefühlen, aber nur in der Vergangenheit, denn in der Gegenwart zählt allein die Organisation des nächstes Vernetzungstreffens, Quelle seiner Anerkennung und B-Prominenz. Den Grundkurs in antipatriarchalem Verhalten hat er mit großem Erfolg bestanden, die Folgekurse meinte er allerdings nicht nötig zu haben, weil er mit einer Feministin zusammen ist. Bevor diese allerdings ihre Kritik äußern konnte, hatte der Politmacker ihr das Herz gebrochen und beschäftigte sich wieder mit den wirklich wichtigen Dingen: dem nächsten Protest und Anderefrauenverstehen. rst
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.