In der Uniform des Gegners
Eine Ausstellung in Leipzig erinnert an die Verschmelzung von NVA und Bundeswehr
An den 4. Oktober 1990 erinnert sich Udo Beßer als einen schlimmen Tag. Der damals 40-jährige Berufssoldat wechselte aus der graugrünen Uniform eines Oberstleutnants der NVA in das Olivgrün der Bundeswehr - und damit in die »Uniform des Gegners«, wie er formuliert. Seit er 1968 seinen Wehrdienst angetreten hatte, war ihm erklärt worden, dass die Armee der Bundesrepublik »zu nichts anderem da ist, als gegen den Sozialismus anzutreten«. Nun hatte sich der Sozialismus erledigt - und er die Seiten gewechselt. »Innerlich«, gibt Beßer zu, »war das ein Problem.«
Was bei Einzelnen für Seelenpein sorgte, war im Ganzen ein historisch einmaliges Phänomen: ein »Prozess ohne Vorbild«, sagt Jürgen Reiche, Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums in Leipzig. Dort ist jetzt unter dem Titel »Ab morgen Kameraden« eine zuvor bereits im Bonner »Haus der Geschichte« gezeigte Ausstellung über die Verschmelzung von Nationaler Volksarmee (NVA) und Bundeswehr zu...
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