Konkurrenz für Netflix
Freitags Wochentipp: »The Company« auf ARD-Alpha
Das stochastisch erfasste Fernsehpublikum ist ein komischer Haufen. Während die schematische Historisierung der »Charité« zum Auftakt mit 8,32 Millionen Zuschauern die meistgesehene ARD-Serie seit 25 Jahren war, blieb der kreativ um Eigenart bemühte »Kommissar Pascha« auch im zweiten Teil unter den Erwartungen; das Ammenmärchen »Lena Lorenz« das parallel im ZDF lief, übertraf die Erwartungen dagegen millionenfach. Kein Wunder, dass dieses Niveau basischer Stromlinienunterhaltung nur mit ätzender Säure zu kontern war - wofür am Mittwoch die Rückkehr des Terrors in Europa sorgte. Nach der Attacke von London lieferte der erste »Brennpunkt« seit Ende Januar erneut den Beleg, dass relevante Information noch immer zur öffentlich-rechtlichen Kernkompetenz zählt, für die schließlich herausragende Journalist(inn)en wie Dunja Hayali sorgen. Ihr durchgedrücktes Rückgrat im kochenden Echoraum des Internet ist mit dafür zuständig, dass Facebook erstmals Werbeverluste im Umfeld von Hass-Botschaften beklagt (was den Medienkonzern mehr von seiner Verantwortung überzeugt als jeder politische Appell). Nun hat Hayalis Drang, dahin zu gehen, wo’s wehtut, der falschen Seite gutgetan: Ihr Interview mit der »Jungen Freiheit« sollte zeigen, wie wichtig Dialog ist, verhalf der rechten Postille jedoch nur zu unnötiger Aufmerksamkeit. Merke: Nicht jeder Diskurs ist ein guter Diskurs.
Dafür ist jedes Original ein gutes Original - zumindest, wenn es um Film und Fernsehen geht. Weil hierzulande jedes fremdsprachige Format zwanghaft übersetzt wird, muss man nämlich jede Urfassung gleich welcher Sprache selbst dann feiern, wenn sie besserer Durchschnitt ist. Das gilt etwa für »The Company« - einen deutsch-britischen Dreiteiler um drei Freunde, die den Kalten Krieg beiderseits des Eisernen Vorhangs für CIA oder KGB ausfechten, bis die Mauer fällt.
Das ist über fünf Jahrzehnte hinweg liebevoll ausgestattet, solide inszeniert und trotz vieler Klischees und der grausam aufdringlichen Musik oft spannend. Was den Spionagethriller von 2007 kennzeichnet, ist allerdings was anderes: die ARD zeigt ihn auf ihrem Bildungskanal Alpha im englischen Original mit deutschen Untertiteln, per Videotext abrufbar. Das ist verglichen mit der übersetzten Fassung, die vor fünf Jahren bei Sat.1 gezeigt wurde, qualitativ ein großer Unterschied. Selbst Nebendarstellerin Alexandra Maria Lara klang ja als balletttanzende Agentenbraut in eigener Synchronisation wie ein Werbejingle für Waschmittel, von ihrem Lover Chris O’Donnell oder Michael Keaton als real existierender Spionagechef James Angleton ganz zu schweigen.
So kann man selbst die Wiederholung eines Stücks Popcorn-TV des vorigen Jahrzehnts nur wärmstens empfehlen - und dem öffentlich-rechtlichen Programm den Rat geben, seine Möglichkeiten zur Originalfassung angloamerikanischer Serien endlich so zu nutzen, wie es lizenzrechtlich machbar ist und veränderten Sehgewohnheiten entspricht. Nur so hat es eine Chance gegen Streamingdienste wie Netflix.
ARD-Alpha, 31. März, 21 Uhr
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