Tarifeinigung beim Bodenpersonal

Ver.di stellt den Beschäftigten in Tegel das Ergebnis der Verhandlungen vor

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Mittag danach sind die Verhandlungsführer noch ausgepumpt. »Das waren zähe Gespräche«, sagt André Fernitz. Er arbeitet seit 27 Jahren auf dem Vorfeld des Flughafens Tegel und war für die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di bei dem 17-stündigen Verhandlungsmarathon dabei, der bis in den frühen Dienstagmorgen andauerte. Nach vier Vermittlungstagen unter der Ägide des ehemaligen Innensenators Ehrhart Körting (SPD) gelang am Dienstagmorgen tatsächlich ein Durchbruch in dem seit Wochen schwelenden Tarifkonflikt.

Jetzt sind erneut die rund 2000 Beschäftigten in den sogenannten Bodenverkehrsdiensten auf den Berliner Flughäfen am Zug. »Wir stellen das Verhandlungsergebnis an diesem Dienstag in Tegel und am Mittwoch in Schönefeld vor«, sagt Fernitz. Danach sind die Beschäftigten in einer Urabstimmung aufgerufen, über das Verhandlungsergebnis zu entscheiden. Bereits in der nächsten Woche soll das Ergebnis der Urabstimmung vorliegen.

Wie immer in Tarifverhandlungen mussten am Ende beide Verhandlungspartner Abstriche machen. »Wir mussten umfangreiche und auch schmerzliche Kompromisse eingehen, um die Lösung zu ermöglichen, aber auch die Arbeitgeber haben sich schließlich bewegt«, sagt Enrico Rümker, der Verhandlungsführer der Gewerkschaft. Demnach beinhaltet der Kompromiss unter anderem eine lange Vertragslaufzeit des Tarifvertrages. Damit kann nicht so schnell wieder neu verhandelt werden.

In insgesamt vier Erhöhungsschritten sollen die Stundenlöhne bis 2019 deutlich erhöht werden. In den vergangenen Wochen hatte ver.di insbesondere gefordert, dass die Stundenlöhne für die Bodenverkehrsdienste um einen Euro pro Stunde erhöht werden. In einigen Vergütungsgruppen steigen die Löhne in den kommenden Jahren jetzt sogar um 1,90 Euro pro Stunde. »Damit konnte ver.di ein wesentliches Ziel erreichen«, sagt Rümker.

Ob die Beschäftigten, die zuletzt an drei Warnstreiktagen den Luftverkehr in der Hauptstadtregion weitgehend lahm legten, ebenfalls von dem Verhandlungsergebnis überzeugt sind, wird sich in der Urabstimmung zeigen. Die Streikbereitschaft war auf jedem Fall enorm gewesen: Anfang März hatten sich über 98,6 Prozent der ver.di-Mitglieder bei den Bodenverkehrsdienstleistern für einen Arbeitskampf ausgesprochen.

Hintergrund der Tarifauseinandersetzung sind die Entwicklungen in der Branche in den vergangenen Jahren. In Berlin ist die Zahl der Fluggäste und Flugbewegungen in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Vor allem immer mehr Billigflugunternehmen drängen auf den Markt. Eben solche Unternehmen drücken die Löhne. Nach einer Privatisierung im Jahr 2008 werden Fluggast- und Gepäckabfertigung von verschiedenen privaten Unternehmen durchgeführt. Für die Beschäftigten in diesem Bereich hieß all das: mehr Arbeitsbelastung, Einschränkungen bei Weihnachts- und Urlaubsgeld. Und das in einem eigentlich besonders sicherheitsrelevanten Bereich.

Wenn es nach dem Bundesverband der Fluggesellschaften geht, die eine »Marktöffnung« bei den Bodenverkehrsdiensten noch gar nicht weit genug. Dass die Beschäftigten jetzt den Druck der Unternehmer mit Streiks beantwortet haben, könnte als positives Zeichen gegen den Abwärtstrend gewertet werden.

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