Ein Bild soll verschwinden

Kunststreit in New York

  • Lesedauer: 2 Min.

Ein Gemälde des 1955 in den USA brutal ermordeten Afroamerikaners Emmett Till im New Yorker Whitney-Museum hat einen Streit in der Kunstwelt ausgelöst. Das Werk »Open Casket« (Offener Sarg) der weißen Künstlerin Dana Schutz ist angelehnt an ein Foto von Till nach dem Lynch-Mord im Südstaat Mississippi. Mit brauner, verschmierter Farbe hat sie Tills entstelltes Gesicht abstrakt nachempfunden.

Seit das Whitney das Gemälde bei seiner vor zwei Wochen eröffneten Biennale zeigt, reißt die Diskussion nicht ab. Mehr als 30 Künstler unterzeichneten einen offenen Brief der britischen, in Berlin lebenden Künstlerin Hannah Black. »Es ist nicht hinnehmbar, dass ein weißer Mensch das schwarze Leid in Profit und Spaß verwandelt«, heißt es darin. Selbst wenn Schutz »mit keiner Sensibilität für Geschichte« gesegnet sei, müsse sie den Protest hinnehmen. Das Gemälde müsse weg.

Weder die Künstlerin noch das Whitney ließen sich von dem Brief und einem Protest im Museum beeindrucken. Zu den Themen der Biennale gehörten auch schmerzliche Erfahrungen wie Gewalt, Rassismus und Tod, teilten die Kuratoren mit. Die Ausstellung müsse Künstlern eine Plattform bieten, auch solch emotionale Themen zu verarbeiten. Die Künstlerin Dana Schutz sagte gegenüber dem »Guardian«: »Ich weiß nicht, wie es ist, in Amerika schwarz zu sein, aber ich weiß, wie es ist, eine Mutter zu sein.«

Till war im Alter von 14 Jahren ermordet worden, weil er einer weißen Frau nachgepfiffen haben soll. Das Foto seiner zerschundenen Leiche im geöffneten Sarg ging durchs Land. Manchmal wird sein Tod als »Urknall« der schwarzen Bürgerrechtsbewegung bezeichnet. dpa/nd Kommentar Seite 4

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -