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Wie die Bahn zu Ostern eine Großstadt versteckt

Wuppertal in NRW hat 350 000 Einwohner - sie sind in diesem Jahr wochenlang vom Schienenverkehr abgeschnitten

  • Ulrike Hofsähs, Wuppertal
  • Lesedauer: 3 Min.

Klaus Theisen ist Pendler, und damit hadert er gerade. »Das kann doch nicht sei, dass man eine ganze Großstadt abhängt!«, sagt er erschrocken. Der Angestellte wohnt in Düsseldorf und fährt mit der Bahn zur Arbeit im Polizeipräsidium in Wuppertal. Aber in den beiden Wochen rund um Ostern fährt kein Zug dorthin. Die NRW-Stadt mit 350 000 Einwohnern ist dann vom Bahnverkehr abgeschnitten. Klaus Theisen, der kein Auto hat, kann es nicht fassen. »Es ist schon ein starkes Stück, dass alle Verbindungen brach liegen«, meint er: Nicht mal ein Gleis für die S-Bahn wird freigelassen.

Die Bahn rechtfertigt die drastische Maßnahme: Das sei nötig, um zügig an einem neuen elektronischen Stellwerk zu arbeiten. Das 32 Millionen Euro teure Stellwerk wird seit Jahren gebaut. Es soll drei überalterte Anlagen ersetzen und den Bahnverkehr in der Region besser regeln. Allerdings ist der Stopp vom 7. April abends bis zum Morgen des 24. April nur ein Vorgeschmack. In den Sommerferien wird der Bahnverkehr erneut brachliegen, dann aber mehr als sechs Wochen am Stück. Während der Sperrung in den Osterferien werden Zehntausende neue Wege finden müssen. 50 000 Pendler kommen nach Wuppertal. Etwa genauso viele Wuppertaler arbeiten außerhalb der Stadt. Der Bahnhof Oberbarmen wird in der Zeit des Bahnstopps zu einer Art Hauptbahnhof. Hier enden aus Osten kommende Züge. »Reisendenlenker« werden eingesetzt, um die Menschenmassen in die richtige Richtung zur Schwebebahn oder den Bussen des Schienenersatzverkehrs zu dirigieren. Die Busse organisieren vier Bahn-Unternehmen im Auftrag des Verkehrsverbundes VRR.

Einige Tage vor dem großen Stopp war noch wenig Aufregung zu merken. Der Stopp sei ein Problem, meint lapidar eine Frau, während sie am Gleis 1 des Hauptbahnhofs auf ihren Regionalexpress wartet, um zur Arbeit am Kölner Flughafen zu kommen. »Kann man nicht ändern«, sagt sie schicksalsergeben.

Für zwei Studentinnen ist schon klar, wie sie aus dem über 60 Kilometer entfernten Mönchengladbach zur Universität kommen. »Schienenersatzverkehr ist keine Option«, sagt die eine 20-Jährige, das dauere zu lange und die Busse seien sicherlich überfüllt. Die Frauen werden mit dem Auto zur Universität fahren.

In der zweiten Woche des Bahnstopps beginnt die Vorlesungszeit. Die Bergische Universität hat 22 000 Studenten, von denen viele nicht in Wuppertal wohnen. »Wir vertrauen auf die getroffenen Maßnahmen«, meint Uni-Sprecher Johannes Bunsch. Die Auswirkungen würden aber genau beobachtet. Denn die sechswöchige Sommersperrung werde die Hochschule mehr betreffen.

Die Wuppertaler haben Erfahrung mit Verkehrsproblemen: In der Vergangenheit gab es immer wieder Sperrungen - mal war die Autobahn blockiert, einmal fuhr gleichzeitig auch die Bahn nicht. Seit drei Jahren ist ein Hauptverkehrsweg, die Bundesstraße 7, am Hauptbahnhof wegen einer Großbaustelle gesperrt. Und die nahe Autobahn 46 ist einer der großen Stauschwerpunkte in NRW.

Pendler Klaus Theisen wird nicht an seinem Arbeitsplatz im Polizeipräsidium sein, wenn die Bahn nicht fährt. Er werde eine Woche Urlaub nehmen und den Rest mit Telearbeit füllen, erzählt er. Aber die sechswöchige Sperrung im Sommer macht ihn ratlos. »So viele Urlaubstage und Telearbeitstage kann ich nicht nehmen«, sagt der Mann aus Düsseldorf. dpa/nd

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