Kommunistische Körper, faschistische Körper
Die Performancekünstlerin Marina Abramovic blickt auf ihr Leben und ihr Werk zurück
Jeder menschliche Körper stammt aus einer Gesellschaft und teilt deren Geschichte. Die Einsicht mag nicht allen Anatomen einleuchten, aber für Marxisten sollte sie zum dialektischen Einmaleins gehören. Wem sie zu theoretisch ist, dessen Phantasie hilft die Körperkunst oder Body-Art auf die Sprünge, deren bekannteste Vertreterin Marina Abramović ist. Zwar kommt ihre Retrospektive erst nächstes Jahr zu uns, doch ist ihr ein aufschlussreicher Katalog vorausgeeilt.
Jeder Körper hat Gesellschaft und Geschichte: Das wird deutlich, vergleicht einer die exzessiven Körperaktionen des Otto Muehl mit den präzisen, an Exerzitien gemahnenden Performances von Abramović. Muehl und seine Akteure wälzten sich in Schlamm, Blut und Scheiße. Seine Aktionen sprengten den »Körperpanzer«, wie das bei Wilhelm Reich heißt. Sie waren weit entfernt von den fast gleichzeitig stattfindenden, heiteren Orgien der Hippies. Muehl hatte den Weltkrieg überlebt, sic...
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