Trumps Mauerbau als Schönheitswettbewerb

An diesem Dienstag endet die Ausschreibungsfrist für den US-Grenzwall zu Mexiko: »Hübsch« soll er sein, doch zugleich »stark«

  • Hannes Breustedt
  • Lesedauer: 4 Min.

Washington. Vielen Amerikanern war Donald Trump vor seiner Präsidentschaft vor allem als TV-Star bekannt. Bei der Reality-Show »The Apprentice« suchte er Management-Talente, zudem machte sich der New Yorker Baulöwe als Ausrichter diverser Schönheitswettbewerbe wie der Wahl zur »Miss Universe« einen Namen. Als Politiker gilt Trumps Leidenschaft zwar anderen Themen, besonders am Herzen liegt ihm der Bau einer »großartigen Mauer« zum Nachbarland Mexiko. Doch Firmen, die sich beteiligen wollen, müssen ebenfalls eine Art Schönheitswettbewerb durchlaufen.

Denn Trump hat bei seinem Traum von der Mauer gewisse Ansprüche. »Hübsch« soll sie sein, doch zugleich »stark«. Menschen dürfen sie nicht überwinden können. An diesem Dienstag soll die Frist für Unternehmen enden, um Vorschläge einzureichen. Die Regierung macht beim umstrittenen Bauwerk klare Vorgaben. Auf der US-Seite soll es - trotz massiver Beschaffenheit, die Attacken etwa durch Presslufthammer oder Spitzhacke für mindestens eine Stunde standhält - »ästhetisch ansprechend« sein. Farbgebung und Textur müssten zur Landschaft passen.

Die Ausschreibung hat Casting-Charakter: Die ausgewählten Bewerber bekommen zunächst bis zu zweieinhalb Stunden Zeit, die Jury in einer mündlichen Präsentation zu überzeugen. Nach Verkündung der Gewinner - Ende Mai - geht es in der nächsten Runde ans Eingemachte: Die Prototypen werden als Mauerabschnitte zur Begutachtung vorgeführt. Gewünscht ist eine »imposante Höhe« zwischen fünfeinhalb und gut neun Metern. Unterirdischen Tunneln soll aber auch vorgebeugt werden. Ausgeschrieben ist der Auftrag als »solide Betonmauer«, doch andere Materialien dürfen teilweise ebenfalls zum Einsatz kommen.

Der Grenzwall soll sich auf einer Strecke von gut 1900 Kilometern erstrecken, an der bislang keine befestigten Hindernisse stehen. Es handelt sich auch mit Blick auf die Kosten um ein Mammutvorhaben. Das Heimatschutzministerium kalkuliert vorläufig mit rund 21 Milliarden US-Dollar (knapp 20 Milliarden Euro), Trump geht von etwa der Hälfte aus. »Ich baue die Mauer sehr günstig«, so sein Versprechen. Doch auch wenn die Vorbereitungen bereits laufen, stehen hinter dem Projekt zahlreiche Fragezeichen. Ob und in welchem Ausmaß es jemals vom US-Kongress bewilligt wird, ist unklar.

So geht es bei der Ausschreibung zunächst auch nur um erste Vorschläge für Designs und Konzepte. Trump hat indes wiederholt klargemacht, dass er die »große und schöne« Mauer wirklich hochziehen will. Das Milliarden-Projekt war von Beginn an ein zentrales Versprechen seiner Kampagne, »Build that Wall!« (Baut die Mauer) wurde rasch zum Schlachtruf der Anhänger Trumps. Dieser hatte bereits bei der Ankündigung seiner Präsidentschaftskandidatur erklärt: »Ich werde eine großartige Mauer an unserer südlichen Grenze bauen und Mexiko dafür bezahlen lassen. Merkt euch meine Worte.«

Abgesehen davon, dass die Regierung des Nachbarlands oft genug betont hat, für diese Mauer kein Geld lockerzumachen, sind Sinn und Umsetzbarkeit des Vorhabens auch sonst höchst umstritten. Weite Teile des Grenzabschnitts befinden sich in Privatbesitz, in anderen Bereichen würde die bergige und von Canyons durchzogene Landschaft das Unterfangen erschweren oder von vornherein überflüssig machen. Ob sich etwa der Drogenschmuggel wirklich durch Trumps Plan eindämmen ließe, wird von Experten bezweifelt. Zudem ist mit Klagen von Gegnern des Projekts und heftigen Protesten von Aktivisten zu rechnen.

Obwohl mehr als 700 Firmen Interesse bekunden, bleibt abzuwarten, wie viele sich letztlich wirklich engagieren wollen. Der Auftrag ist heikel, große Namen der Branche halten sich zurück. Wie kontrovers die Sache ist, zeigt sich daran, dass sogar der mit Trump befreundete Immobilienentwickler Jorge Perez aus Florida dem US-Magazin »Bloomberg Businessweek« sagte, der Plan sei »idiotisch« und käme für ihn nicht in Frage.

Dass der Mauerbau eine Herkulesaufgabe ist, zeigt sich jetzt schon. Der Auftakt der Ausschreibung verlief chaotisch, mehrmals mussten die Vorgaben verändert und Deadlines verlängert werden. Das Verfahren sei »einzigartig kompliziert und verwirrend«, twitterte der auf die Vergabe von Regierungsaufträgen spezialisierte Professor Steven Schooner von der George Washington University. Trumps Motto »Amerika zuerst« gilt übrigens nicht - auch internationale Firmen und Großaufträge für Baumaterial aus dem Ausland sind zugelassen. dpa/nd

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