Adidas gegen Puma

ARD-Zweiteiler über die Brüder Adi und Rudi Dassler

  • Katharina Dockhorn
  • Lesedauer: 3 Min.

Er werde gegen seinen Bruder Rudi und dessen Geschäftspraktiken vorgehen, versichert Adi Dassler 1953 dem DFB in einem Brief, der im Deutschen Fußballmuseum Dortmund zu sehen ist. Damals war der erbitterte Streit zwischen seiner »Band with the three stripes« und die Marke mit dem springenden Raubtier um Marktanteile und Werbeträger gerade entbrannt - ein Kampf, der bist heute den Markt für Sportartikel prägt.

Adidas gegen Puma - dieser Wettstreit gab der Entwicklung leichter, bequemer und sportartspezifischer Schuhe einen neuen Schub. Gemeinsam hatten die Dasslers seit den 1920ern die kleine Schuhmacherwerkstatt ihres Vaters im fränkischen Herzogenaurach in eine weltweit expandierende Firma umgebaut. Die Umstände waren günstig. Die gesetzliche Begrenzung der Arbeitszeit in der Weimarer Republik ermöglichte vielen Deutschen, ihren sportlichen Hobbys intensiv zu frönen.

Die Brüder ergänzten sich blind. Adi, der ruhige, penible Tüftler. Rudi, das laute Vermarktungsgenie. »Sie waren ein Dreamteam,« sagt Hanno Koffler, der den Rudi in dem ARD-Zweiteiler »Die Dasslers - Pioniere, Brüder und Rivalen« spielt. »Adi war ein handwerklicher Visionär, Rudi mit Verkaufstalent gesegnet.« Im Jahre 1936 verärgerte er sogar Hitler, als er Jahrhundertsprinter Jesse Owens seine Schuhe für die Olympischen Spiele aufschwatzte. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs rettete die Danksagung des Sportlers die Dasslers, die auch Kriegsmaterial produziert hatten, vor dem Zorn der US-Amerikaner. »Bei ihnen galt nur eine Währung: ihre Schuhe. Sie waren manisch und betriebsblind«, so Koffler, der aber auch zu bedenken gibt: »Wenn Menschen sich so gut ergänzen, können sie an einen Punkt kommen, an dem sie sich voneinander emanzipieren müssen.«

Nach ihrem Streit im Jahre 1948 sprachen die Dasslers 26 Jahre lang nicht miteinander. »Das ist eine charakterliche Frage, und ob der Einzelne gelernt hat, mit Verletzungen und Konflikten umzugehen, Stolz und Neid zu überwinden und die eigenen Ängste in den Griff zu kriegen«, so Koffler. »Sie hatten sich schließlich so in ihrem Wettstreit und Kampf eingerichtet, dass ihnen nichts fehlte. Jeder war sich selbst der Nächste.«

Die unterschiedlichen Charaktere der beiden, die engen Familienbande und deren Zerbrechen sowie die Starrköpfigkeit der Patriarchen, die ihren Söhnen nach deren Eintritt in die jeweilige Firma nicht vertrauten, prägen das mit hohem Schauwert auftrumpfende Biopic von Cyrill Boss und Philipp Stennert, in dem Christian Friedel den Adi spielt.

Die Familienstory ist eingebettet in 50 Jahre wechselvoller deutscher Geschichte und jener über den Sport. Die Dasslers etablierten das Sponsoring von Sport-Stars, Vereinen und Nationalmannschaften und machten aus dem Schuhverkauf ein Milliardengeschäft. »Der Film ist ein Musterbild des Kapitalismus. Die beiden wollten ihre Schuhe verkaufen und gaben Funktionären Rabatt, wenn die Sportler ihre Schuhe trugen. Wenn die beiden nicht damit begonnen hätten, hätte eine andere Firma damit angefangen«, ist sich Koffler sicher. In den 1960ern erkannten Sportler wie Pele ihren Marktwert und drehten den Spieß um. »Es war eine logische Konsequenz, dass sie profitieren wollten.«

»Die Dasslers - Pioniere, Brüder und Rivalen«, ARD, 14. April, 20.15 Uhr; Teil 2: 15. April, 20.15 Uhr.

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