Heiligendamm

Lexikon der Bewegungssprache

  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn sich die Staatschefs der mächtigsten Industriestaaten treffen, dann dürfen sie nicht gestört werden. Jedenfalls nicht von linken Demonstranten. Und deswegen trifft man sich oft abgeschottet - entweder direkt am Meer oder hoch in den Bergen. Im Jahr 2007 lud Bundeskanzlerin Angela Merkel zum G8-Treffen nach Heiligendamm an der Ostsee. Acht Jahre später war es dann das Schloss Elmau in Bayern. Für die globalisierungskritische Bewegung sind die Gipfel ein wichtiger Kristallisationspunkt. Hier lassen sich die abstrakten Probleme der kapitalistischen Globalisierung herunterbrechen und personalisieren. Und man hat einen Ort, an dem man protestieren kann.

Heiligendamm war der erste G8-Gipfel in Deutschland nach dem brutalen Vorgehen der Polizei in Genua 2001. Die globalisierungskritische Bewegung war gerade in einer Hochphase. Zur Anti-G8-Demonstration am 2. Juni 2007 gingen in Rostock Zehntausende auf die Straße, dabei gab es auch Randale. Die Polizei veröffentlichte falsche Zahlen zu angeblich schwer verletzten Beamten, wie der Leiter der Pressearbeit später einräumen musste. Viele Aktivisten übernachteten auf selbstorganisierten Camps, jeden Tag gab es irgendwo Protestaktionen zu allen die G8-Politik betreffenden Themen. Als die Regierungschefs einflogen, startete »Block G8«: Der Tagungsort wurde quasi von außen belagert. In Erinnerung blieben die bunten Bilder von Demonstranten, wie sie in der prallen Sommersonne Polizeiketten durchfließen und über die Felder in Richtung Heiligendamm zogen. fwe

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