Gartenfestival öffnet die Tore
Bundespräsident Steinmeier und Regierender Bürgermeister Müller sprechen zu Ausstellungsbeginn
Deutschlands größtes Gartenfestival startet in Berlin. Am östlichen Stadtrand entstand mit Millionenaufwand auf rund 100 Hektar eine Parklandschaft - umgeben von Plattenbauten. Etwa zwei Millionen Besucher werden bis 15. Oktober auf der Internationalen Gartenausstellung (IGA) erwartet. Berlin und der Bezirk Marzahn-Hellersdorf erhoffen sich von der Schau unter dem Motto »Ein Mehr an Farben« positive Effekte.
Was erwartet die Gartenfans?
Auf freien Flächen entstand eine hügelig modellierte Landschaft mit neuen Bäumen und Sträuchern, einem englischen Cottage, Weiden mit selten gewordenen Schaf- und Rinderrassen und Weinterrassen. Besucher können durch eine neue Tropenhalle wandeln oder von der Plattform »Wolkenhain« bis zum Fernsehturm schauen. Auf einer Metallkonstruktion wurde eine Bespannung montiert, die an eine Wolke erinnern soll. In einer Seilbahn können Gäste übers Gelände schweben. Die Bahn hält auch auf dem rund 100 Meter hohen Kienberg, der zu DDR-Zeiten aus Trümmern und Bauschutt entstand. Einige Wagen der Kabinenbahn haben einen gläsernen Boden. Auch ein U-Bahnhof wurde saniert. An der Station »Kienberg - Gärten der Welt« der U 5 kann man in die Seilbahn umsteigen oder zu Fuß zum Gartenspektakel gehen. Zudem wurden eine Art Amphitheater mit begrüntem Dach für Konzerte, eine große Ausstellungshalle sowie ein Besucherzentrum gebaut.
Was zahlen Besucher?
Das Tagesticket kostet 20 Euro, beliebig viele Fahrten mit der Seilbahn sind inbegriffen. Eine normale Dauerkarte ist für 90 Euro zu haben. Es gibt auch Ermäßigungen sowie einen Abendtarif. Einen finanziellen Flop wie zuletzt bei der Bundesgartenschau in der Havelregion befürchten die Macher nicht, dort waren bis zu zwölf Millionen Euro Schulden angefallen.
War das Ausstellungsgelände früher eine Brache?
Nur zum Teil. Neu erschlossen wurde das Areal rund um die Gärten der Welt, die schon zu DDR-Zeiten angelegt wurden. Seit langem beliebt ist der im Jahr 2000 eröffnete Chinesische Garten. Er war die erste große Erweiterung nach dem Mauerfall. Zu den erschlossenen 20 Hektar kamen dann 80 Hektar hinzu. 1500 neue Bäume kamen in den Boden. Auch Wildobst und Rebstöcke wurden gepflanzt.
Wie wird der internationale Aspekt der Schau sichtbar?
Gestalter haben neun Gartenkabinette angelegt, die Einblicke in fremde Welten geben. Gartenkünstler aus Australien, Libanon, Thailand oder Südafrika zeigen Traditionelles und Zeitgenössisches. Auch in den Gärten der Welt können Besucher weit reisen - etwa nach Japan oder nach England. In der 16 Meter hohen Tropenhalle wird eine balinesische Landschaft gezeigt.
Ist eine Gartenschau nicht langweilig für Kinder?
Planschen unter Wasserkaskaden, eine Sommerrodelbahn und zahlreiche Spielplätze sollen laut IGA-Konzept Familien animieren, mit ihren Sprösslingen zu kommen. Sie können auch vom Aussterben bedrohte Tiere aus nächster Nähe beobachten. Es wird damit gerechnet, dass Besucher im Schnitt fünf bis sechs Stunden bleiben.
Was kostet das Projekt?
In die erste IGA in Berlin fließen aus verschiedenen Töpfen laut Geschäftsführung alles in allem etwa 130 Millionen Euro. Ein Teil davon ging in die dauerhafte Infrastruktur. Das Land Berlin gab einen Zuschuss von knapp zehn Millionen Euro.
Bekommt Marzahn-Hellersdorf jetzt ein grünes Image?
»Ich hoffe, dass die Ausstellung hilft, das Negativ-Image des Bezirkes abzustreifen«, sagt IGA-Geschäftsführer Christoph Schmidt. Marzahn gilt als größte deutsche Großsiedlung in Plattenbauweise. Schmidt schwärmt von einem neuen touristischen Ziel.
Was verschwindet nach den 186 Ausstellungstagen?
Nach dem Ende der Internationalen Gartenausstellung werden Kioske und Toilettenhäuschen laut Schmidt abgebaut. Auch die Blumenhalle wird demontiert, soll aber später andernorts neu genutzt werden. Das meiste aber bleibe. 60 Hektar der Fläche werden dann ohne Kosten zugänglich sein, für die erweiterten Gärten der Welt muss wie bisher ein Ticket von Besuchern gekauft werden. Mit dem Bezirk sei vereinbart, dass die Grün GmbH die Flächen nach dem Ausstellungsende pflegt. Auf Dauer bleibt auch das neue Umwelt-Bildungszentrum direkt an einem Teich. dpa/nd
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