Dringend Helfer für die Landtagswahl gesucht!
Nordrhein-Westfalen: Für die Betreuung des Urnengangs am 14. Mai fehlen noch Tausende Freiwillige - doch nicht überall ist die Lage angespannt
Die einen locken mit Keksen, die anderen mit Reisegutscheinen im Wert von bis zu 1800 Euro: Für die Landtagswahl am 14. Mai braucht Nordrhein-Westfalen 110 000 Wahlhelfer. Noch längst nicht alle Städte und Gemeinden haben ihre Freiwilligen schon zusammen. Während es nach Auskunft der Stadtsprecher in Düsseldorf, Essen und Oberhausen gut aussieht, suchen Dortmund, Duisburg und Köln dringend noch Freiwillige. Einige Städte werden beim Ködern von Wahlhelfern kreativ.
»Von den 6500 Helfern, die wir brauchen, fehlen uns noch 1300«, sagte eine Sprecherin der Stadt Köln. Dabei sei das Erfrischungsgeld großzügig - je nach Posten werden zwischen 40 und 100 Euro gezahlt. Wer zu zweit kommt, erhält 15 Euro Teambildungsprämie. »Das haben schon Fußballmannschaften genutzt, um sich Fahrten zu finanzieren. Oder angehende Abiturienten für den Abiball.« In Duisburg fehlt noch etwa die Hälfte der 3100 Wahlhelfer. Peter Hilbrands vom Wahlamt gibt sich trotzdem gelassen. »Das war bei den letzten Wahlen auch so - und wir gehen von vielen Nachmeldungen aus«, sagt er. Dortmund hingegen ist von Absagen betroffen. Viele der Wahlhelfer, die sonst zur Stelle sind, haben keine Zeit. Stadtsprecher Maximilian Löchter spricht von einer »großen Herausforderung«. Bislang sei es aber immer irgendwie noch gelungen, genug Helfer aufzutreiben.
Anderswo kamen die Bewerbungen ohne großes Zutun. Oberhausen ist bereits seit Januar mit genügend Wahlhelfern eingedeckt, die Stadt führt sogar eine Warteliste. Eine Erklärung dafür hat die Stadt nicht. »Das ist hier ganz normal«, sagt ein Sprecher. Auch in Düsseldorf ist die Lage entspannt. »Bereits im Vorfeld haben sich viele Freiwillige gemeldet«, erklärt Anne Braun von der Stadt. Sie ist davon überzeugt, dass die 3000 benötigten Freiwilligen am 14. Mai in den Wahllokalen zur Stelle sein werden. In Essen fehlen gleichfalls kaum noch Helfer. »Wir sehen das einigermaßen entspannt, viele melden sich freiwillig«, sagt Brigitte Norwidat-Altmann. Dabei sei es immer einfacher, die Posten der Beisitzer als die des Wahlvorstands und Schriftführers zu besetzen.
Besonders erfinderisch beim Anlocken von Wahlhelfern ist Mülheim an der Ruhr. Statt die Aufwandsentschädigung um fünf Euro zu erhöhen, hat die Stadtverwaltung eine Tombola mit 25 Preisen für die Freiwilligen gestartet. »Der Gesamtwert liegt bei 10 000 Euro« sagt ein Sprecher der Stadt. Der Hauptpreis ist ein Reisegutschein in Höhe von 1800 Euro. Das Konzept zieht, Mülheim kann ausreichend Wahlhelfer aufstellen. »Ich gehe davon aus, dass wir das zur Bundestagswahl im September wiederholen«, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels.
Das nordrhein-westfälische Innenministerium hat in den vergangenen Jahren bemerkt, dass es tendenziell einfacher ist, auf dem Land Wahlhelfer zu finden als in der Stadt. Die Erfahrung hat Ulrich Bürger in Wipperfürth im Bergischen Land auch gemacht. Er hatte in seinem 23 000-Einwohner-Städtchen noch nie Probleme, Wahlhelfer zu finden. »Man kennt sich hier persönlich, wir wissen, wen wir ansprechen können«, sagt Bürger. Als Dank reichen 40 Euro Erfrischungsgeld und eine Dose Kekse.
Auch dort, wo Wahlhelfer fehlen, ist die Wahl nicht gefährdet, stellt das Landesinnenministerium klar. Sind keine Freiwilligen zu finden, werden die Mitarbeiter der Kommunen für die Posten zwangsverpflichtet. Das komme aber nur in Ausnahmefällen vor. dpa/nd
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