Zwei Alpha-Herren fahren Tandem

Ein Landesvater und ein Rambo - Schleswig-Holstein SPD-Granden arbeiten erfolgreich arbeitsteilig

  • Dieter Hanisch, Kiel
  • Lesedauer: 3 Min.

In den letzten Umfragen lag Schleswig-Holsteins SPD stabil bei 33 Prozent, vor der CDU. Die Sozialdemokraten regieren das nördlichste Bundesland wieder seit 2012, bei der damaligen Landtagswahl erreichten sie 30,4 Prozent und bildeten eine Regierung zusammen mit den Grünen und dem Südschleswigschen Wählerverband (SSW). Seitdem wurden die Geschicke von Partei und Bundesland in Tandem-Manier gesteuert: SPD-Ministerpräsident Torsten Albig und Ralf Stegner, Landeschef, Fraktionsvorsitzender sowie Bundes-Vize, arbeiteten erfolgreich arbeitsteilig.

In Naturell wie Charakter unterscheiden beide Politiker merklich. Doch genau diese Tatsache wird zu einer Trumpfkarte für die Genossen. Nur als Tandem schafft es die Nord-SPD, sowohl ihr bürgerliches Lager auf Kurs zu halten, als auch den »links tickenden« Flügel zufrieden zu stellen. Beide Vollblutpolitiker sind eloquent und redegewandt, auch wenn dem Ministerpräsidenten von vielen Seiten attestiert wird, er beherrsche es bestens, viel zu reden und dabei wenig zu sagen.

Konkret sieht die Teamarbeit folgendermaßen aus: Der 53-jährige Albig bedient in langatmigen, blumigen sowie tiefgreifenden Ansprachen in der Regel den staatsmännischen Part - böse Zungen nennen seine Art auch pastoral. Der 57-jährige Stegner wiederum ist verantwortlich für die inhaltliche Ausrichtung und für die Abteilung Attacke & Häme, wenn es darum geht, gegenüber dem politischen Gegner Klartext zu reden und auch entsprechend auszuteilen. In der Parteistrategie gibt der »rote Rambo« Stegner nicht selten den angriffslustigen, polarisierenden wie provozierenden »Bad-Boy«. Dem »Landesvater« Albig fällt dagegen die Rolle des diplomatischeren »Verkäufers« sozialdemokratischer Politik zu.

Das Wechselspiel der beiden Partei-Granden funktioniert jedenfalls vorzüglich, das zeigen auch die Beliebtheitswerte Albigs in den jüngsten Meinungs- und Wahlumfragen. Insofern war es 2011 ein kluger Schachzug des amtierenden Regierungschefs, als er nach einem gewonnenem Mitgliederentscheid zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2012 keinen Machtkampf mit dem damals unterlegenen Stegner suchte und den Widersacher womöglich zu isolieren trachtete. Vielmehr integrierte Albig den beachtlich vernetzten Stegner ins Machtgefüge und gab damit den Startschuss für das Tandem-Projekt.

Viele Skeptiker an der Parteibasis sahen diese Lösung anfangs noch zum Scheitern verurteilt, doch das Spitzenduo agierte nach dem Regierungsantritt äußert professionell und pragmatisch. Die Vorhaltung, der Ministerpräsident sei ja eigentlich nur Erfüllungsgehilfe von Stegners Gnaden, lässt der Kritisierte souverän an sich abprallen. Jeder weiß um die Wichtigkeit des jeweils anderen. Die stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Bettina Hagedorn, im Bundestag als Haushaltsexpertin geschätzt, bezeichnet das Tandem als den »perfekten Coup« zweier Alpha-Tiere.

Aktuell meidet Albig im Wahlkampf beispielsweise jede Konfrontation mit seinem Herausforderer Daniel Günther (CDU). Bei gemeinsamen Diskussionsrunden nimmt Stegner es dafür mit Günther auf. So wird es bis zur Landtagswahl am 7. Mai lediglich zwei direkte Aufeinandertreffen von Albig und Günther auf NDR-Einladung geben: am 23. April im Hörfunk und am 25. April mit Zuschauern vor TV-Kameras in Lübeck als Format »Wahlkampfarena«.

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