Wider das Establishment
Johanna Treblin über die Demonstrationen zum 1. Mai
Am 1. Mai 1987 wurden Polizeiautos umgeworfen, Feuerwehrfahrzeuge angezündet und Geschäfte geplündert. Es war eine Mischung aus angestauter Wut über den vermeintlichen Polizeistaat, ein Hilfeschrei einer abgehängten, verarmten Bevölkerung und der Gelegenheit, Randale zu machen. Im Jahr darauf wurde zur ersten »Revolutionären 1.-Mai-Demonstration« aufgerufen. 30 Jahre später ist sie so etabliert, dass selbst die Polizei eine Anmeldung für unnötig hält. Sie gehe davon aus, dass die Demo stattfinde und sei entsprechend vorbereitet, sagte ein Sprecher.
Und wie es so ist, wenn sich eine Marke etabliert hat, gibt es kleinere Abspaltungen, die mit der Linie nicht einverstanden sind. In diesem Falle sind sie allerdings gegen den Bruch mit der Tradition: Sie wollen nicht ohne Anmeldung laufen, weil sie finden, dass es viele Gruppen ausschließt, unter anderem Minderjährige und Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus.
So melden sie also ihre eigenen Demonstrationszüge an. Zu einer größeren inhaltlichen Vielfalt trägt das nicht bei. Das heißt aber nicht, dass es um wenig geht. Die Demos haben sich alle den gleichen großen Strauß an Themen vorgenommen: Rassismus, Rechtsruck, Abschiebungen, G20-Gipfel.
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