Schadstoffe im Schlamm
Umweltorganisation BUND ließ Proben aus Gewässern am Tagebau Welzow-Süd analysieren
Auch nachdem die Lausitzer Energie AG ihre Pläne deutlich abgespeckt und auf einige neue Tagebaue bereits verzichtet hat, steht sie weiter unter den kritischen Blicken des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Am Montag legte BUND-Landesgeschäftsführer Axel Kruschat dar, dass - ausgehend vom Tagebau Weltzow-Süd - etwa 150 Kilometer Fließe von Giftstoffen zu befreien seien.
Konkret geht es darum, dass Wasser aus dem Tagebau abfließt, das Schwermetalle, Arsen, Kupfer, Nickel und andere Stoffe enthält, die in höherer Konzentration für die Umwelt schädlich sind. Bislang war nur das Problem der Verockerung bekannt, das heißt der Braunfärbung der Gewässer durch Eisenhydroxid. Zwar werden im Wasser die Richtwerte heutzutage nicht unbedingt überschritten, doch lagerte sich in etlichen Jahren einiges im Schlamm der Fließe ab. Damit sind Äcker bedroht, auch Gärten und sogar bewohntes Gebiet, erklärte Kruschat. Für ihn gibt es in diesem Stadium nur eine Lösung: die Fließgewässer von dem kontaminierten Schlamm befreien und ihn fachgerecht entsorgen.
Zuständig sei dafür nach dem Verursacherprinzip der Betreiber der Tagebaue. Die Lausitzer Energie AG löste dabei im vergangenen Jahr den schwedischen Konzern Vattenfall ab, der sich damit von seiner deutschen Braunkohlesparte getrennt hatte. Was das Ausbaggern und Entsorgen kosten würde, konnte Kruschat nicht sagen. Das Problem sei aber noch größer, weil gegenwärtig an mehreren Stellen die Fließe ausgebaggert werden und der kontaminierte Schlamm nicht etwa abtransportiert, sondern am Ufer gelagert werde.
Kruschat räumte ein, dass sich die Qualität des aus den Tagebauen abfließenden Wassers durch verschiedene Maßnahmen «deutlich verbessert» habe, nicht zuletzt durch die Inbetriebnahme einer Grundwasserreinigungsanlage im Jahr 2015. Dennoch verhindere das nicht, dass sich allmählich im Schlamm Schadstoffe in bedrohlicher Konzentration ablagern, teils auch an Badestellen und in Angelrevieren. An vier Messstellen habe der BUND teils deutliche Überschreitungen von Arsen-Werten gemessen, in einem Falle sogar das Vierfache des erlaubten Wertes. Betroffen seien das Haidemühler Teichgebiet, das Kosemühler Fließ, das Bärenbrücker Teichgebiet, das Petershainer Fließ, das Steinitzer Fließ und die Kochsa.
Von einer natürlichen Bereinigung des Problems ist laut BUND nicht auszugehen. «Arsen ist giftig, aber in Verbindung mit Eisen (dabei entsteht Arsenik) noch viel giftiger», sagt Kruschat. Sicher würden Pflanzen das Arsen aufnehmen, es sozusagen weitergeben, und irgendwann würden Tiere und Menschen das Gift mit sich wegtragen. «Es kann ja nicht das Ziel sein, mit Hilfe der Bevölkerung auf diese Weise das Arsen zu entsorgen», meinte der Umweltexperte. Die Fließe münden alle in die Spree. Ob auch der Fluss von den diversen Schadstoffbelastungen betroffen ist, konnte Kruschat nicht sagen. In die Spree münden viele Gewässer, da sei die Zuordnung zu einer bestimmten Schadstoffquelle nicht mehr ohne Weiteres möglich, erläuterte er.
In einem Brief ans Umweltministerium fordert der BUND, «Maßnahmen zur Beseitigung dieses Missstandes zu veranlassen». Ferner wird darauf hingewiesen, dass sich das Problem mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf den genannten Bereich beschränkt. Möglich wäre, dass eine Anreicherung von Schadstoffen «auch bei der Verwendung des belasteten Wassers an anderen Orten vorkomme, unter anderem in den Pflanzen von Nutzgärten und in Fischen. Hier wird um Prüfung gebeten. Gleichlautende Schreiben verschickte der BUND an Behörden der Landkreise Spree-Neiße und Oberspreewald-Lausitz.
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