Mein Wort gehört mir

Tobias Riegel freut sich über die Entschädigung für Helmut Kohl

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 1 Min.

Man kann sich auch mal mit Helmut Kohl freuen. Wem das wegen nachvollziehbarer innerer Widerstände nicht möglich ist, der sollte bei der Betrachtung des Urteils gegen den Ex-Biografen des Altkanzlers, Heribert Schwan, aber wenigstens den Inhalt des Gerichtsspruchs von den Personen trennen. Denn dieses Urteil - Schwan hatte gegen Kohls Willen dessen vertrauliche Aussagen veröffentlicht - wird wegweisend und möglicherweise ein Präzedenzfall sein, wenn in Zukunft die Frage nach Persönlichkeitsrechten und dem Recht am eigenen Wort gegenüber Journalisten debattiert wird. Und für diese Debatte ist es ein gutes Urteil, das das richtige Signal sendet: Das öffentliche Interesse steht nicht (immer) über dem Persönlichkeitsrecht - und Journalisten, die mit knalligen (politisch irrelevanten) Indiskretionen Kasse machen wollen, schon gar nicht.

Es war schon fragwürdig, dass das Buch »Vermächtnis: Die Kohl-Protokolle« 2014 zunächst erscheinen durfte. Die Argumentation, dadurch sei ja »das Kind bereits in den Brunnen gefallen«, eine nachträgliche »Bestrafung« Schwans also sinnlos, greift aber nicht. Das Urteil wirkt (auch durch die begrüßenswerte Höhe der Entschädigung) in die Zukunft. Und es kratzt an dem etwa von so manchem »Bild«-Journalisten unerträglich auftrumpfend zelebrierten Anspruch, über den Gesetzen zu stehen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.