Proteste zum Tag der »anderen Arbeiter« im Silicon Valley
Nicht Programmierer, sondern Dienstleister wie Hausmeister oder Fahrer standen im Fokus
Die Tech-Unternehmen des Silicon Valley stellen sich gegen die verschärften Einreise- und Visabestimmungen der Trump-Administration. So war es nicht erstaunlich, dass diese auch im Fokus der jährlich wachsenden Aktionen und Proteste in Kalifornien zum Tag der Arbeit standen. Erstaunlich aber waren die Adressaten der Solidarität. Es ging um die »anderen Arbeiter« im Umfeld der Tech-Giganten wie Google oder Facebook: jene Heerschar von Dienstleistern, die sich um die Firmen herum angesiedelt haben: Fahrer, Hausmeister, Reinigungskräfte.
Nach Angaben von CNN gingen am Montag Tausende Menschen in San Franciso, Los Angeles, Oakland, San Jose und anderen kalifornischen Städten auf die Straßen, unter ihnen viele Gewerkschafter. In San Francisco beteiligte sich der Bürgermeister Ed Lee an einer Demonstration. San Francisco gehört zum Netzwerk der »Sanctuary Cities« (auf Deutsch etwa »Zufluchtsstätten«) – Städte, die sich weigern, Repressionen gegen illegalisierte Migranten auszuüben oder an Abschiebungen mitzuwirken. US-Präsident Trump wollte diesen Städten Finanzzuwendungen entziehen, San Francisco klagte gegen dieses Dekret, es wurde von einem Bundesrichter gestoppt.
Migration und Arbeit waren Hauptthemen auf den Kundgebungen, aber nicht so sehr jene der Programmierer oder der anderen direkt bei den Firmen Angestellten, für die sich Amazon, Google und Co. sofort stark machten. Vielmehr sollten die in den Mittelpunkt gestellt werden, die fast unsichtbar sind: »Wir wollen sie sichtbar machen und ermutigen, und den anderen Kollegen klarmachen: Diese Service-Mitarbeiter sind eure Kollegen. Sie arbeiten zwar in denselben Gebäuden, werden aber ganz anders behandelt«, so ein Teilnehmer.
Die unterschiedliche Behandlung drückt sich eben nicht nur in Bezahlung und Arbeitsbedingungen aus, sie zeigt sich auch im Rückhalt der Tech-Unternehmen. Während sich diese für ihre Angestellten auf die Hinterbeine stellen, sind die Dienstleister oft als oder für Subunternehmer tätig – ohne entsprechendes Interesse der Unternehmen an den Beschäftigten und damit ohne Lobby. Aber nicht nur in diesem Sinne sollten sich die steinreichen Silicon-Valley-Unternehmen auch für sie starkmachen, so eine der Forerungen am 1. Mai: Viele Angestellte können sich das Wohnen auch nur ansatzweise in der Nähe ihrer Arbeitsplätze angesichts horrender Verkaufs- oder Mietpreise in der Bay Area rund um San Francisco schlicht nicht mehr leisten. nd/stf
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