Auf der Schiene über die Datenautobahn
Auch in den Regionalzügen soll es demnächst kostenloses WLAN geben
Lückenhafte Netzabdeckung, Abschirmung der Funksignale durch die Waggons - wer im Regionalzug im Internet surft, hat oft wenig Freude. Das soll sich in Berlin und Brandenburg bald ändern. Ein Pilotversuch soll ab Ende Mai/Anfang Juni starten und Surfen per lokalem Funknetz (WLAN) ermöglichen, sagte ein Bahnsprecher. Nach Auskunft des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) sind dafür zwei Züge der Linien RE 3 (Stralsund-Elsterwerda) und RE 5 (Rostock-Wünsdorf) vorgesehen.
Der Pilotversuch unter dem Stichwort »Colibri« soll etwa ein Jahr lang dauern. Angestrebt werde, kostenlose WLAN-Nutzung in den Zügen bei Neuausschreibungen in die Verkehrsverträge aufzunehmen, sagte eine VBB-Sprecherin. In der Versuchsphase sei der Internetzugang in den Zügen ebenfalls kostenlos.
Brandenburgs Infrastrukturministerium hatte kürzlich auf eine Anfrage der Linksfraktion im Landtag mitgeteilt, dass »Colibri« Grundlage dafür sei, »um die Einführung von WLAN für bestehende Verkehrsverträge als auch die anstehenden Wettbewerbsvergaben zu prüfen«. Über die damit verbundenen Mehrkosten könnten keine Angaben gemacht werden, da WLAN »in weiteren Maßnahmen« integriert sei, hieß es.
Erstmals im Nahverkehr der Region hatte die Bahn 2015 im Interregioexpress zwischen Berlin und Hamburg kostenfreies WLAN gestartet. Im vergangenen Jahr erprobte die Ostdeutsche Eisenbahn (ODEG) kostenlosen Netzzugang für ihre Fahrgäste. Von Mitte September bis Jahresende konnten Passagiere in einem Wagen der Linie RE 2 (Wismar-Cottbus) kostenfrei aktuelle Filme, Serien, Hörbücher und Musik streamen.
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Bei der Einführung von Internetzugängen im regionalen Bahnverkehr liegen Berlin und Brandenburg hinter anderen Bundesländern zurück. Seit Kurzem ist auf fünf Strecken in Sachsen-Anhalt kostenfreie WLAN-Nutzung möglich. Laut Deutsche Bahn (DB) soll in dem Bundesland das erste Nahverkehrssystem komplett mit Netzzugang ausgestattet werden.
Um eine möglichst stabile Verbindung zu sichern, nutzt die DB die drei Mobilfunknetze von Telekom, Vodafone und Telefónica. Für jeden Fahrgast soll es ein Datenvolumen von 50 Megabyte (MB) geben. Ist es erschöpft, wird die Surfgeschwindigkeit verringert. Auch in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen fahren bereits Testzüge mit dieser Technik.
Derzeit erprobt die Bahn im Regionalverkehr ein Informations- und Unterhaltungsportal ähnlich dem im Fernverkehr. Die Angebote, wie Nachrichten, Zeitungen und Reiseinformationen, sollen sich regional voneinander unterscheiden. Für WLAN-Ausrüstung, neue Mobilfunkrepeater und Bordunterhaltungsangebote investiert die Bahn rund 120 Millionen Euro.
Ihren ersten WLAN-Pilotversuch begann die Deutschen Bahn Ende 2005 in einem ICE auf der Strecke Dortmund-Köln-Bonn. Nach und nach wurden alle ICE-Züge mit einem lokalen Funknetzwerk ausgerüstet. Seit Januar 2017 gibt es in beiden ICE-Klassen kostenlosen Netzzugang.
Gästen in der 2. Klasse stehen 200 MB Datenvolumen pro Tag zur Verfügung. Danach wird die Surfgeschwindigkeit gedrosselt. Noch im Laufe dieses Jahres soll es möglich sein, ein größeres Volumen hinzuzukaufen. In der 1. Klasse ist das Datenvolumen unbegrenzt und das Tempo höher.
Im Nahverkehr soll es ein einheitliches WLAN-Angebot geben. Ziel ist es nach Auskunft der Deutschen Bahn, einen Großteil der DB-Regio-Flotte bis 2020 mit WLAN auszustatten. Wie schnell dies erreicht werden könne, hänge von den Bundesländern ab, die die regionalen Verkehrsleistungen bestellen. dpa
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