Stoppt den Ausverkauf!

Hans-Gerd Öfinger fordert äußerste Konsequenz bei der Abwehr der Autobahnprivatisierung

  • Lesedauer: 2 Min.

In zwei Wochen wollen die Akteure der Großen Koalition im Hauruckverfahren und ohne Rücksicht auf Verluste im Bundestag eine Grundgesetzänderung zur Überführung der bisherigen Autobahnverwaltung in ein privatrechtliches Unternehmen durchwinken. Vielen Gewerkschaftern dämmert, dass damit eine Megaprivatisierung mit Erhebung einer streckenbezogenen Autobahnmaut ausgelöst wird. Als weitere Konsequenz bleiben Arbeitnehmerinteressen ebenso auf der Strecke wie die Belange der Allgemeinheit und die demokratische Kontrolle gewählter Parlamentarier über die öffentliche Infrastruktur.

So zeigten bei DGB-Maikundgebungen Aktivisten gegen diesen Privatisierungscoup Flagge. In Berlin, Bremen, Mainz, Wiesbaden und Fürth sowie anderen Städten waren Spruchbänder unter anderem der Initiative Gemeingut in Bürgerhand zu sehen mit der Aufschrift »Keine Autobahnprivatisierung! Keine Grundgesetzänderung« ebenso wie offizielle DGB-Schilder mit entsprechenden Parolen.

»Schluss mit dem Ausverkauf öffentlichen Eigentums! Gemeingut muss in Bürgerhand bleiben«, rief DGB-Sekretär Norbert Zirnsak bei seiner Rede in Würzburg aus. Verlierer der Privatisierung seien die bundesweit rund 30 000 Angestellten der Straßenbauverwaltung, aber auch die Beschäftigten insgesamt. »Den Profit erzielen am Ende private Konzerne, Banken und Versicherungen.«

Eine Online-Petition des DGB haben bislang 20 000 Menschen unterzeichnet, einen an die SPD-Basis gerichteten Appell über 30 000. Der DGB sucht weiterhin das Gespräch mit Abgeordneten, um die Beschlussfassung noch in letzter Minute zu verhindern. Dass SPD-Chef Martin Schulz, der Gastredner bei der Maikundgebung in Aachen war, sich bislang mit keiner Silbe zu diesem größten Privatisierungscoup geäußert hat, macht indes nachdenklich.

Insider-Iinformationen lassen ahnen, dass die Macher der Koalition den von den Ministern Schäuble, Dobrindt und Gabriel eingeschlagenen Privatisierungsweg im Interesse der Banken und Versicherungen weiter konsequent verfolgen. Der Widerstand in den Koalitionsfraktionen dürfte sich - wenn überhaupt - auf wenige SPD-Abgeordnete beschränken. Die meisten sind mit dem Thema offenbar überfordert und lassen sich mit Zusagen einlullen, wonach niemand die Absicht habe, eine künftige Bundesfernstraßengesellschaft zu verkaufen.

Der Privatisierungsprozess bei Post, Telekom und Bahn lässt jedoch befürchten, dass es kein Halten mehr gibt, sobald erst Teile der Verwaltung in eine GmbH oder AG überführt sind. Statt warmer Worte brauchen wir deshalb klare Kante gegen den Ausverkauf öffentlicher Güter. Das bedeutet, auch der Straßenbau muss weiterhin öffentlich verwaltet werden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.