Rote Socke in der Welt des Geldes
Wolfgang Nürnberger ist linker Unternehmer. Über sein Leben mit diesem Widerspruch hat er jetzt ein Buch geschrieben
Es geschah am späten Vormittag und kam völlig überraschend: In seinem hellblauen Anzug war Wolfgang Nürnberger im Mai 1986 herausgeputzt wie zu einem Geschäftsessen bei den libyschen Behörden in Bengasi erschienen. Sie hatten ihn als Direktor der Zweigstelle des Außenhandelsbetriebs Fortschritt Landmaschinen der DDR vorgeladen und sperrten ihn nun in eine Zelle im Keller des Hauses. Der Vorwurf des Devisenschmuggels wog schwer, und obwohl alles glimpflich ausging, überraschte ihn die Härte. Damals war er zwar erst Mitte dreißig, hatte sich aber längst an die Schlawinereien seines Geschäfts gewöhnt.
Nun sieht sich Nürnberger selbst als »linker Humanist«, plädierte während seines gesamten Arbeitslebens für die anständige Entlohnung seiner Mitarbeiter und verteidigt bis heute etwa das Bildungssystem der DDR. Jeder Mensch ist, gerade im Kapitalismus, jeden Tag verschiedenen Widersprüchen ausgesetzt. Wer jedoch nicht selbst in der Lage...
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