Torten

Lexikon der Bewegungssprache

  • Lesedauer: 2 Min.

Politische Kritik aus der Sparte »Protestaktionen mit Lebensmitteln«, verwandt mit dem Werfen von Eiern und Tomaten. Als Unterschied zwischen den Wurfgeschossen gilt: Tomaten sind kritisch, Torten komisch. Wobei das nicht heißen soll, dass das Torten unpolitisch sei. »Torte statt Worte« ist zwar das Motto, aber gelungene Tortenwürfe sprechen für sich. Getroffen hat es schon alle Polarisierer, Hetzer und Provokateure dieser Welt - Thilo Sarrazin, Bill Gates und Nikolas Sarkozy bis hin zu Sahra Wagenknecht. Ist das Ziel gut gewählt, weiß man sofort, warum. Kontroverse Debatten wie nach der Tortenattacke auf die LINKEN-Frontfrau sind daher äußerst selten. Wenn Mitgefühl aufkommt, könnte etwas schief gelaufen sein. Geworfen, aber noch besser, direkt ins Gesicht gedrückt, entfaltet die Torte ihre subversive Kraft. Sie holt mächtige Personen von ihrem Podest, bringt Steife aus der Fassung, gibt sie der Lächerlichkeit preis. Wenn die Reste des Biskuitbodens vom Gesicht herunterbröckeln und das Tortenziel bedröppelt aus der Creme guckt - der Slapstickkomik dieser Sekunden kann man sich kaum entziehen. Nun ja, abgesehen von den Tortenopfern. Diese reagieren unterschiedlich. Während einige verbissen Anzeige erstatten, entscheiden sich andere für die coole Pose: CSU-Hochstapler Karl-Theodor zu Guttenberg etwa bestellte fürs nächste Mal Käsesahne. Überhaupt die Sorte: Bei der Auswahl scheint politische Symbolik eine untergeordnete Rolle zu spielen. In der Regel dürften die kulinarischen Vorlieben der Werfer ausschlaggebend sein. Schwarzwälder-Kirsch kommt auffällig oft zum Einsatz, Produkte mit Himbeeren und Schoko bringen Abwechslung in den politischen Wurfsport. In jedem Fall aber bitte mit Sahne! iw

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