Das nächste Wunderkind aus Würzburg

Maximilian Kleber gilt als bester Basketballer des Nationalteams. Mit dem FC Bayern will er über Berlin zum Titel

  • Maik Rosner, München
  • Lesedauer: 4 Min.

Manchmal ergeht es Maxi Kleber wie einem dieser Söhne berühmter Väter. Besonders dann, wenn er am Main unterhalb der barocken Würzburger Residenz steht und ein Interview gibt. Er muss dann zwar nicht über seinen Vater und dessen große Karriere sprechen, aber dafür über einen anderen Würzburger, der es in seiner Sportart zu Weltruhm gebracht hat.

Deutschlands bekanntester Basketballer, Dirk Nowitzki von den Dallas Mavericks, ist eher so etwas wie der große Nachbar von Maxi Kleber - und damit wie ein Schatten in seinem Leben, wie ein berühmter Vater für einen weniger berühmten Sohn. Wegen der gemeinsamen Heimat, und weil Nowitzki es nicht nur in die beste Basketballliga der Welt nach Nordamerika geschafft hat, sondern dort zu einer prägenden Figur aufgestiegen ist, als Power Forward und Center, Beiname «German Wunderkind».

Wenn Kleber, der Power Forward und Center des FC Bayern und der Nationalmannschaft, nun am Main in Würzburg steht und ein Interview gibt, dann geht es fast automatisch auch um Nowitzkis Vita. Zum Beispiel bei der Frage, ob er sich vom berühmtesten Sohn der Stadt schon einmal Rat in Sachen NBA geholt habe. Kleber sagt dann Sätze wie diese: «Eigentlich nicht. Einmal habe ich es in Würzburg getan, weil die Entscheidung für mich wirklich schwierig war. Was mache ich? Spiele ich ProA, Bundesliga oder College? Aber jeder Sportler ist für seine Karriere selber verantwortlich. Mittlerweile kann ich das ganz gut einschätzen.»

Es ist wohl auch ein Versuch, sich von dem Zufall zu emanzipieren, dieselbe Heimat zu haben wie Nowitzki. Klebers Traum von der NBA, besteht nach dem 95:68-Auftaktsieg vor dem zweiten Spiel im Playoff-Viertelfinale bei Alba Berlin am Donnerstag unabhängig von Nowitzki - trotz Klebers Alter von immerhin schon 25 Jahren. Der 2,07 Meter große Nationalspieler umschreibt es so: «Es gibt immer wieder Spieler aus Europa, die rübergehen, auch wenn sie schon ein bisschen älter sind. Natürlich ist das immer noch ein Traum, aber man muss auch realistisch bleiben und schauen, wie die Chancen stehen.»

Weil diese Chancen vor fünf Jahren, als er sich zum sogenannten Early Draft anmeldete, und vor seinen längeren Verletzungspausen besser standen, will Kleber das Thema kleinhalten. Während der Playoffs hat er den Verein gebeten, ihn von den Interviewterminen auszuklammern. Der sonst auskunftsfreudige Kleber möchte sich nur auf seinen Sport und seine Leistung konzentrierten. Vielleicht gerade weil er sich einen Wechsel in die NBA «natürlich immer wünschen würde, weil das für jeden Basketballer ein Traum ist», wie Kleber sagt. Er schränkt jedoch schnell ein: «Aber für mich ist es einfach wichtig, dass ich spielen kann, gesund bin und einfach weiter daran arbeiten kann, besser zu werden», sagt der 25-Jährige. Wenn es dann reicht, dann reicht‘s. Wenn nicht, dann muss ich mich geschlagen geben.«

Wenn man so will, hat er sich seinem NBA-Wunsch in dieser Saison durchaus angenähert. Nach Verletzungen wie einem Bänderriss, Fingerbruch und vor allem nach jenen in Knie und Fuß spielt er seit langem wieder schmerzfrei. »Pech«, sagt Kleber zu seinen langwierigen Rückschlägen. Nun aber wurde er vor Beginn der Playoffs von der Basketball-Bundesliga (BBL) als »effektivster Spieler national« ausgezeichnet. Weil er bei der Summe aller relevanten Werte - erzielte Punkte, Rebounds, Assists, Blocks und Steals abzüglich der Fehlwürfe und Ballverluste - bei den deutschen Spielern hervorstach. Ein Allrounder, den das Basketballmagazin »Big« schon als »Alles-Kleber« betitelte.

Beim FC Bayern wissen sie um dessen Qualitäten, schätzen ihren Power Forward jedoch nur am Rande wegen seiner vielen Körbe. Manager Marko Pesic findet, Kleber könne auch mit null Punkten der beste Spieler sein. So sieht es auch Trainer Sascha Djordjevic, der Kleber häufig besonders lange auf dem Feld lässt. Als Stabilisator und wertvoller Dienstleister für den Teamerfolg. Es ist wohl kein Zufall, dass den Mannschaftsbus des FC Bayern ein großflächiges Foto vom Mann mit der Trikotnummer 42 ziert. Ob auch nach dieser Saison? Klebers Vertrag läuft aus, beinhaltet aber die Option auf eine Verlängerung bis 2018. Die Bayern werden sehr daran interessiert sein, diese zu nutzen.

Seiner Liebe zum Basketball, zumindest das ist sicher, wird Kleber noch lange verbunden bleiben. Sie war es auch, die ihn während seiner Verletzungen antrieb, weiterzumachen. »Ich habe mir ein Leben ohne Basketball nicht vorstellen können. Auch, wenn ich dalag und nichts mehr machen konnte und acht Wochen Pause hatte, bis ich wieder laufen durfte«, sagt Kleber. Ein bisschen dürfte ihn dabei auch sein Traum von der NBA angetrieben haben. Sollte das noch klappen, trotz aller Rückschläge und seines fortgeschrittenen Alters, wäre er wohl zumindest als Würzburger Wunderkind anerkannt.

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