Frisches Geld für betagte S-Bahnen
150 Millionen Euro werden in alte Züge investiert, damit diese bis 2023 durchhalten
6000 geplante Zugfahrten seien bei der S-Bahn im vergangenen Jahr wegen Fahrzeugdefekten ausgefallen. Dazu seien insgesamt 44 000 Verspätungsminuten gekommen. »Die im Verkehrsvertrag geforderte Pünktlichkeit von 96 Prozent wurde letztmals im Februar 2015 erreicht.« Susanne Henckel, Chefin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) schenkt der S-Bahn am Freitagmorgen ordentlich ein.
S-Bahnchef Peter Buchner richtet den Blick dagegen nach vorne. Mit einem 50-Maßnahmen-Paket sollen die beiden ältesten Zugtypen der Baureihen 480 und 485 zuverlässig bis 2023 ihren Dienst auf der Ringbahn verrichten können. »Zehn Experten haben technische Lösungen gesucht, damit zielgerichtet die Dinge behoben werden, die die Zuverlässigkeit besonders beeinträchtigen.« 150 Millionen Euro investieren die Länder Berlin und Brandenburg in die 300 Altwagen. Nach ursprünglicher Planung hätten die »alten Schätzchen«, wie Buchner sie nennt, bereits in diesem Jahr ausgemustert werden sollen. Weil sich jahrelang weder der rot-rote noch der rot-schwarze Senat auf die Modalitäten einer Ausschreibung der Verkehrsleistungen einigen konnten, werden voraussichtlich erst 2023 genug Neubauzüge für die Ablösung zur Verfügung stehen.
Zum Teil helfen schon Kleinigkeiten, die Zuverlässigkeit zu verbessern. Bei den 70 Zwei-Wagen-Zügen der einst in West-Berlin entwickelten Baureihe 480 werden zum Beispiel die klassischen Scheinwerfer durch LED-Leuchten ersetzt. »Die halten acht Jahre. So müssen wir keinen Zug mehr außer Betrieb nehmen, weil das rote Schlusslicht defekt ist«, freut sich Tobias Fischer, Leiter der Fahrzeuginstandhaltung. Und das sei gar nicht so selten vorgekommen. Den Zügen werden ebenfalls neue Getriebe spendiert, was auch die Anwohner der Strecken freuen wird. Mit zunehmendem Verschleiß hatten die Wagen eine Düsenjägern nicht unähnliche Geräuschkulisse entwickelt.
Auch neue Motoren und wirklich wasserdichte Kabelverbindungen gehören zum Ertüchtigungspaket, das bereits seit 2016 umgesetzt wird. Damit für den Betrieb genug Wagenmaterial zur Verfügung steht, werden die einzelnen Komponenten nach und nach getauscht. »Der Fahrgast wird von den Maßnahmen bis auf das leisere Fahrgeräusch kaum etwas mitbekommen«, sagt Buchner. Und hoffentlich weniger Störungen erleben müssen.
Etwas weniger Aufwand muss bei den noch in der DDR entwickelten 70 Zwei-Wagen-Zügen der Baureihe 485 getrieben werden. »Hauptsächlich undicht gewordene Kunststoffteile müssen getauscht werden«, sagt der S-Bahnchef. Technisch seien die Wagen deutlich einfacher aufgebaut.
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