Retterin vom Dienst

Personalie

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.

Als Natascha Kohnen 2009 die Bühne betrat, lag die Bayern-SPD am Boden: keine 13 Prozent bei der Europawahl, eine historische Schlappe. Abhilfe schaffen sollte damals Florian Pronold als neuer, junger Landeschef - und die 1967 in München geborene Biologin, damals frisch in den Landtag gewählt. Pronold machte sie zur Generalsekretärin, nachdem dieser Posten im Land über Jahre vakant gewesen war.

Wo die Bayern-SPD acht Jahre später steht, ist schwer zu sagen. Im Januar ergab eine Umfrage für die Landtagswahl 2018 einen Tiefstwert von 14 Prozent. Im Februar sprang die Zustimmung im Sog von Martin Schulz auf 22 Prozent - mehr als bei allen Landtagswahlen nach 2000. Neuere Werte gibt es nicht. Klar ist aber, wer dafür sorgen soll, dass bei den anstehenden Wahlen in Bund und Land eher die Februarumfrage wahr wird als die vom Januar: wiederum Natascha Kohnen, die Retterin vom Dienst.

Der inzwischen verbrauchte Pronold hatte sie als Nachfolgerin vorgeschlagen - und die Basis, zunächst verärgert über den Alleingang und erstmals an die Urne gerufen, hat das nun bestätigt: 54 Prozent stimmten für Kohnen, bei immerhin fünf Gegenkandidaten.

Zu diesen gehörte Klaus Barthel, profilierter Vertreter der Parteilinken. Er war gegen »Beliebigkeit« angetreten - und landete mit neun Prozent auf dem dritten Platz. Kohnen nun eben diese zu unterstellen, wäre ungerecht. Jüngst sorgte sie mit einer wütenden Landtagsrede gegen die Asylrhetorik der CSU für Aufsehen, ein Mitschnitt verbreitete sich rasend in sozialen Medien.

Zur Linken aber zählt Kohnen nicht. Das zeigt schon ihre Ankündigung, Uli Grötsch zum Generalsekretär zu machen. Mit dem Polizisten rücken Sicherheit und Ordnung nach oben. Auch nach den jüngsten Skandalen um die Partei - bald wird gegen den Ex-Abgeordneten Linus Förster wegen sexuellen Missbrauchs verhandelt - mag das nachvollziehbar sein. Ob man aber die CSU auf gerade diesem Gebiet herausfordern kann, ist mehr als ungewiss.

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