Sie sind Wehrmacht

Velten Schäfer über die Bundeswehrkontroverse im Lichte der Leitkulturdebatte

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 1 Min.

Der Islam, das war die Essenz der jüngsten Leitkulturthesen des Bundesinnenministers, gehöre nicht zu Deutschland. Besonders wohlwollend wurde dies in München aufgenommen. Und nun liefern CSU-Granden eine Spezifizierung: Wir sind nicht Burka. Sondern Wehrmacht?

Die CSU-Hardliner Hans-Peter Uhl und Johannes Singhammer wehren sich öffentlich gegen eine »Pauschalverurteilung« derselben und mahnen zu »differenzierter« Betrachtung. Mit ihrer Traditionsprüfung verletze die Verteidigungsministerin die »Gefühle« vieler Menschen.

Natürlich war nicht jeder Soldat ein Kriegsverbrecher. Das hat aber auch niemand behauptet. Beim überfälligen Stahlhelmkehraus geht es um das Verhältnis von Bundeswehr und Wehrmacht als Institutionen. Und dass Letztere Teil einer systematisch verbrecherischen Kriegsführung war, bezweifelt seit der »Wehrmachtsausstellung« der 1990er Jahre kein Historiker.

Bei ihrem Appell an gefühlte Geschichte geht es Uhl und Singhammer um das Gegenteil von Differenzierung. Sie rehabilitieren den widerlegten Mythos von der sauberen Wehrmacht. Nur in Nuancen klingt das anders als das »Opa war kein Verbrecher« der Nazihorden, die seinerzeit gegen jene Ausstellung mobilisierten. Nicht einmal die AfD hat sich entsprechend eingelassen. Zumindest als Vizepräsident des Bundestages ist Singhammer untragbar.

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