Linkspartei in Sachsen-Anhalt wählt neuen Landeschef
Auf die langjährige Vorsitzende Bull-Bischoff folgt der Gewerkschafter Andreas Höppner
Halle. Bei der Linken in Sachsen-Anhalt steht wenige Monate vor der Bundestagswahl ein Wechsel an der Parteispitze an. Birke Bull-Bischoff zieht sich nach fünf Jahren entgegen früherer Ankündigungen zurück. Übernehmen soll künftig der 49 Jahre alte bisherige Vize Andreas Höppner. Er tritt bei einem Parteitag am Samstag in Halle als einziger Kandidat für den Posten an.
Bull-Bischoff sitzt aktuell im Landtag, kandidiert aber für einen Sitz im Bundestag. Mit Platz 3 hat sie einen aussichtsreichen Platz auf der Landesliste. Dass sie bei der Aufstellung im Februar jedoch nur 58 Prozent Zustimmung erhalten habe, habe sie zum Nachdenken gebracht, sagte die 53-Jährige. Schließlich habe sie entschieden, dass es Zeit für einen Neuanfang an der Parteispitze sei. Über einen möglichen Nachfolger habe sie zuvor bereits mehrfach mit Parteifreunden gesprochen.
Dabei kam ihr bisheriger Stellvertreter Höppner ins Spiel. »Er hat Standing, ist im Land bekannt, hat als Betriebsrat viele Arbeitskonflikte durchgefochten und besetzt mit guter Arbeit ein Thema, das für unsere Partei im Wahlkampf zentral sein wird«, zählt Bull-Bischoff auf. Höppner ist seit 2011 Parteivize und engagiert sich auch in der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Seit der Landtagswahl ist er zudem Abgeordneter im Parlament.
Die Personalie solle auch als Aufbruch nach den herben Stimmenverlusten bei der Landtagswahl im Frühjahr 2016 genutzt werden. Damals war die Linke von fast 24 auf 16,3 Prozent abgesackt. Seitdem sei viel über den künftigen Kurs diskutiert worden, sagte die Landeschefin.
Zur Neuwahl des Vorstands am Samstag werden rund 150 Delegierte erwartet. Als prominente Gastrednerin wird die Vize-Präsidentin des Deutschen Bundestags, Petra Pau, erwartet. Der Parteitag soll auch der Startschuss für die Linke im Bundestagswahlkampf sein.
Ihre Partei werde mit ihrem Markenkern soziale Gerechtigkeit um Wählerstimmen kämpfen, kündigte Bull-Bischoff an. »Wir sind immer noch ein Niedriglohnland, ebenso wie die anderen ostdeutschen Länder.« Zudem wolle die Linke in Sachsen-Anhalt einen europapolitischen Kurs fahren. »Wir stehen zu Europa, es darf kein Zurück zu den Nationalstaaten geben.« Allerdings müsse die EU künftig mehr aus Solidarität unter den Mitgliedsstaaten ausgerichtet sein.
In den fünf Jahren als Chefin des Landesverbands habe sie gelernt, auf Leute zuzugehen, zu integrieren und »den Laden zusammenzuhalten«, sagte Bull-Bischoff rückblickend. Jetzt freue sie sich darauf, wieder stärker Sachpolitik machen zu können, egal ob in Berlin oder im Magdeburger Landtag. dpa/nd
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