Schnelle Tarifeinigung bei Verkehrsbetrieben

2,5 Prozent mehr für 14.400 Beschäftigte ausgehandelt, neue Mitarbeiter steigen schneller auf

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Bereits die zweite Verhandlungsrunde an diesem Montag brachte eine Einigung bei der BVG. Der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV) Berlin und die Gewerkschaft ver.di vereinbarten einen Abschluss für die über 14.400 Beschäftigten der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). 2,5 Prozent mehr Lohn erhalten alle Mitarbeiter rückwirkend zum 1. Januar 2017. Zusätzlich wurde in den untersten Lohngruppen der sogenannte Stufenaufstieg für Neubeschäftigte einmalig um ein Jahr verkürzt. Statt regulär nach vier Jahren rücken die Beschäftigten bereits nach drei Jahren eine Einkommensstufe höher. Dadurch erhalten nach Auskunft von ver.di noch in diesem Jahr etwa 1100 Neubeschäftigte, vor allem aus dem Fahrdienst und der Verwaltung, sogar knapp fünf Prozent mehr Lohn. In den kommenden Jahren werden rund 3300 weitere Beschäftigte profitieren. Das Einstiegsgehalt in diesen Entgeltgruppen liegt zwischen 1583 und 2234 Euro. »Die Verbesserungen für die Neubeschäftigten ist ein erster wichtiger Schritt, um die Arbeit bei der BVG wieder attraktiver zu machen«, sagt der zuständige ver.di-Gewerkschaftssekretär und Verhandlungsführer Jeremy Arndt. »Es gibt massive Nachwuchsprobleme«, berichtet der Gewerkschafter. Offenbar seien potenzielle Bewerber nicht mehr bereit, für rund 2000 Euro im Monat Bus oder Bahn zu fahren.

Die BVG selbst bestreitet Nachwuchsprobleme. Unternehmenschefin Sigrid Nikutta verwies erst in der vergangenen Woche darauf, dass lediglich die Ausbildungskapazitäten erhöht werden müssten.

Grundlage für die Verhandlungen war der 2013 abgeschlossene »Ergänzungstarifvertrag Zukunftssicherung«. Dieser sieht bis 2020 lineare Entgeltsteigerungen im Volumen von 2,5 Prozent vor, wenn das im Tarifvertrag vorgesehene Betriebsergebnis erreicht wird. Nach Angaben von BVG-Personalvorstand Dirk Schulte hätte das tatsächliche Ergebnis von 11,2 Millionen Euro eine 1,6-prozentige Einkommenssteigerung für die Beschäftigten bedeutet. Für das Tarifangebot von 2,5 Prozent habe man sich laut Schulte entschieden, um sich einmal mehr »damit bei unseren Mitarbeitern für ihre exzellente Arbeit« zu bedanken.

Im kommenden Jahr stehen größere Tarifverhandlungen an. »Dabei geht es einerseits darum, die Lücke zum bundesweiten Einkommensniveau zu verkleinern«, sagt Arndt auf nd-Nachfrage. BVG-Mitarbeiter verdienten rund 300 bis 500 Euro pro Monat weniger als im Bundesschnitt. »Es müssen aber auch die Arbeitsbedingungen verbessert werden«, so Arndt weiter. Neben der zum Teil sehr geringen Bezahlung beklagen Beschäftigte auch wenig familienfreundliche Schichtsysteme und langen, unbezahlten Pausen. Die Unzufriedenheit im Betrieb ist groß, auch mit ver.di. Die Gewerkschaft verlor bei den letzten Personalratswahlen im November 2016 deutlich an Stimmen.

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