Theorie und Praxis der Kinderbetreuung

Die Kitagruppen sind größer als der Betreuungsschlüssel vermuten lässt

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit einer Kita-Aktionswoche möchte die Landtagsfraktion der Linkspartei signalisieren, dass sie Verständnis für die Probleme der Erzieherinnen und Erzieher hat. Wie die Abgeordnete Gerrit Große am Dienstag sagte, werden am 11. Juli alle Fraktionskollegen Einrichtungen der Kinderbetreuung besuchen und dort Fragen des Bildungsstandards und der Qualitätssicherung besprechen.

Zwar sei der Betreuungsschlüssel in den Krippen und in den Kindergärten von der rot-roten Koalition deutlich verbessert worden, was den Steuerzahler 50 Millionen Euro jährlich kostet. Doch sieht die Praxis mitunter ganz anders aus, räumte Gerrit Große ein. Da könne es schon mal vorkommen, dass in den Gruppen der großen Kinder eine Erzieherin für 20 Mädchen und Jungen da sein muss, bei den unter dreijährigen Kindern könnten es auch einmal zehn Mädchen und Jungen sein.

Das liege zum Teil auch an der Berechnung. Denn wenn wie zum Beispiel in Potsdam viele Kinder zehn Stunden täglich in der Kita verbringen, bei der Schlüsselfindung aber nur 7,5 Stunden eingeplant werden, dann gebe es Situationen, die mit dem angestrebten Betreuungsverhältnis nichts zu tun haben. Klar höre sie auch Kritik, sagte die Abgeordnete. Dennoch seien die Verbesserungen spürbar und die Erzieherinnen froh darüber. Die LINKE trete dafür ein, das erste Kitajahr elternbeitragsfrei zu stellen, der Koalitionspartner SPD bevorzuge das letzte Kitajahr vor der Einschulung. Zum Teil seien die Kitagebühren so hoch, dass sich die Berufstätigkeit der Mutter gar nicht mehr lohne. Das Recht auf einen Kitaplatz zu gewährleisten, ist laut Gerrit Große im Speckgürtel rund um Berlin nicht so leicht.

Die LINKE tritt dafür ein, das Netz der Elternbeiräte dichter zu knüpfen, alle Landkreise einzubeziehen und Beiräte auf kommunaler Ebene einzuführen. Denn in den Städten und Gemeinden werden die Kitaplanungen und die Gebührensatzungen verabschiedet. Da wäre das Einbringen der Elternperspektive ein Gewinn.

Bei einem sozialpolitischen Fachgespräch haben Erzieherinnen aus den Kitas der Volkssolidarität am Dienstag Forderungen formuliert. In Potsdam trafen sich Kitaleiterinnen mit Politikern und zuständigen Verwaltungsmitarbeitern. Sie sprachen dabei über Theorie und Praxis. Zu den eingeforderten gesetzlichen Änderungen gehören die Gewährleistung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch eine Anpassung der Kitaöffnungszeiten, eine weitere Verbesserung des Personalschlüssels und die Klärung der Finanzierung des technischen Personals. Bestandteil des Forderungskatalogs ist eine Einigung auf den Umgang mit Ausfallzeiten.

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