Werbung

Feste brauchen keinen Konsum

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Dass die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di gegen alle im Jahr 2017 geplanten Sonntagsöffnungen der Geschäfte in Potsdam vorgehen will, kommt für die Stadtverwaltung nicht überraschend. Denn ver.di habe sich ja bereits im Dezember, als die Öffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen beschlossen wurden, dagegen ausgesprochen. »Überraschend ist jedoch, dass sich ver.di bis jetzt Zeit mit juristischen Schritten gelassen hat«, erklärte die Stadtverwaltung am Montagabend. »Der von ver.di jetzt erst eingereichte Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung, der sich gegen die Öffnung am 28. Mai 2017 richtet, lässt einen fairen Umgang miteinander vermissen und stößt die Potsdamer Einzelhändler vor den Kopf.« Denn die Händler »haben bereits Vorbereitungen für die Öffnung am 28. Mai getroffen«. Die Stadt werde sich rechtlich zur Wehr setzen, hieß es.

Ver.di beruft sich darauf, dass die besonderen Anlässe für die Ladenöffnungen, beispielsweise eine Antikmeile und die Schlössernacht, die Sonntagsarbeit nicht rechtfertigen würden. Dass es mit der einstweiligen Verfügung so lange gedauert hat, begründet Fachbereichsleiterin Erika Ritter damit, dass es einer sorgfältigen Vorbereitung bedurft habe. Auch müsse sich die Gewerkschaft nicht dafür entschuldigen, dass sie die Rechte der Beschäftigten schützen wolle.

Das findet auch der Stadtverordnete Sascha Krämer (LINKE). »Es ist gutes Recht der Gewerkschaft, sich für die Belange der Beschäftigen einzusetzen«, sagte er am Dienstag. »Wofür werden Stadtfeste in Potsdam gemacht? Nur damit die anliegenden Läden geöffnet werden können? Feste wie die Antikmeile, eingebettet in ein schönes Ambiente, stehen für sich und benötigen kein Konsumrahmenprogramm.«

Es müsse beachtet werden, dass im Einzelhandel mehrheitlich Frauen beschäftigt werden und dies überwiegend in Teilzeit und oft ohne Tarifentgelt. Bereits jetzt sei die Branche für ihre »familienfeindlichen Arbeitszeiten« bekannt, bemängelte Krämer, der sich nun für anderthalb Jahre aus der Kommunalpolitik verabschiedet. Mit Frau und Kind fliegt er am Montag nach Südafrika. Seine Frau wird in Johannesburg weiter für die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung arbeiten. Ende 2018 kehrt die Familie nach Potsdam zurück. Bei der Kommunalwahl 2019 würde Krämer gern wieder für das Stadtparlament kandidieren.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -