Turbulenzen nach Manchester-Attentat
Polizei kritisiert Personalreduzierung durch May
Zwei Tage nachdem der Attentäter in der Manchester-Arena 22 Menschen tötete und 116 verletzte, publizierte die »New York Times« Bilder von Teilen der Sprengvorrichtung und des Rucksacks, in dem die Bombe versteckt war. Anscheinend waren dem Blatt die Informationen von US-amerikanischen Beamten zugespielt worden, die das Material von ihren britischen Kollegen erhalten hatten.
Am Donnerstagmorgen wurde bekannt, dass die Polizei von Greater Manchester die Weiterleitung von Informationen an die amerikanischen Sicherheitsbehörden eingestellt hat - ein sehr ungewöhnlicher Schritt, da Großbritannien und die USA bei der Terrorabwehr eng zusammenarbeiten. Premierministerin Theresa May kündigte an, sie werde sich während des NATO-Gipfels am selben Tag in Brüssel bei US-Präsident Donald Trump über das Verhalten der US-Behörden beschweren.
Bereits am Vortag hatten US- Medien den Namen des mutmaßlichen Angreifers veröffentlicht, noch bevor die britische Polizei seine Identität offiziell bestätigt hatte. Mittlerweile ist bekannt, dass es sich bei dem Selbstmordattentäter um den 22-jährigen Salman Abedi handelt. Er wurde in Manchester geboren, ist britischer Staatsbürger, seine Eltern stammen aus Libyen.
Im Zuge der Ermittlungen wurden am Mittwoch im Großraum Manchester mehrere Häuser gestürmt und fünf Personen verhaftet. Laut Polizeiangaben gehen die Ermittler von einem Terrornetzwerk aus, das für den Anschlag vom Montag verantwortlich gewesen sein soll. Innenministerin Amber Rudd sagte, es sei wahrscheinlich, dass Abedi nicht allein gehandelt habe.
Die britische Regierung ist jedoch in die Kritik geraten, weil die Polizei und die Anti-Terror-Behörden angeblich über Abedis Radikalisierung unterrichtet gewesen seien. Er sei bereits vor Jahren bei der Anti-Terror-Hotline gemeldet worden, weil er sich als Unterstützer von Terrorismus zu erkennen gegeben habe.
Der libysche Parlamentsabgeordnete Salah Suhbi, der in Sheffield in Großbritannien geboren wurde, sagte gegenüber dem Londoner »Guardian«, dass sich die libysche Gemeinschaft in Manchester schon lange Sorgen mache über Rekrutierer der Terrororganisation Islamischer Staat. »Diese Leute rekrutieren aus der zweiten und dritten Generation libysch- oder anderer arabischstämmiger Briten«, sagte Suhbi.
Die heutige Premierministerin war als Innenministerin nicht nur für die Terrorabwehr verantwortlich, sondern auch für die Sparmaßnahmen bei der Polizei. Das hat ihr jetzt Kritik eingebracht, als sie am Dienstag die höchste Terror-Alarmstufe ausrief. Dieser Schritt erlaubt es der Regierung, die Armee zu Sicherungsaufgaben einzusetzen, um die Polizei zu entlasten.
Laut Steve White, dem Vorsitzenden der Police Federation, ist der Einsatz der Armee ein Hinweis auf die prekäre Situation, in der sich die Polizei befindet: Seit 2010 ist die Zahl der Polizisten um knapp 20 000 gesunken, ein Rückgang von 14 Prozent. »Wir kommen nicht um die Tatsache herum, dass wir, die Polizei, schlichtweg nicht über die Ressourcen verfügen, um mit einem solchen Zwischenfall allein fertig zu werden«, sagte White.
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