Eltern unter Druck
Ulrike Henning über sinnlose Kraftmeierei bei der Impfberatung
Bei den vergangenen Masern-Ausbrüchen traf es unter anderem nicht vollständig geimpfte Jugendliche und junge Erwachsene. Es ist zu erwarten, dass sich insbesondere in dieser Gruppe weiter Menschen anstecken. Eine Idee, dagegen etwas zu tun, war ein Impfmobil, das etwa vor Berliner Universitäten zur Wiederholungsimmunisierung einlädt. Eine andere ist die Plakatkampagne »Deutschland sucht den Impfpass«. Diese Varianten der Ansprache wirken geradezu charmant gegenüber dem Vorhaben der Bundesregierung, verunsicherte Eltern unter Druck zu setzen und einen weiteren kleinen Baustein für ein Gesundheitskontrollsystem zu installieren.
Die Kitas sollen Zuträger für Daten werden, die in der Regel unterfinanzierten Gesundheitsämter dann wieder zur Beratung einladen. Sanktionieren müssen sie bisher schon, wenn Eltern sich nicht beraten lassen wollen. Die Ärzte in diesen Häusern lehnen den neuen Plan deshalb ab, ebenso wie der Bundesrat. Wer die Beratung verweigert, könnte Impfgegner oder -skeptiker sein oder aber einfach nur verpeilt.
Die ersten beiden Gruppen erreicht man auf diesem Weg sowieso nicht. Unabhängig davon haben sich die Impfraten kleiner Kinder ohnehin erhöht. Wer hier den starken Staat markieren muss, ist an einer vertrauensvollen Beziehung zu den Eltern nicht interessiert.
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