Stahlwerk Split für eine Kuna

Privatisierung geht nach Absprung eines Investors in die fünfte Runde

  • Veronika Wengert, Zagreb
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Eine der größten Privatisierungen in Kroatien ist in letzter Minute geplatzt: Das ukrainisch-kroatische Joint Venture Armko Smart zog sich kurz vor der Übernahme des angeschlagenen Stahlwerks in Split zurück. Regierung und Gewerkschaften sind erbost.

Arbeiten in drei Schichten - ein Phänomen, das im Stahlwerk der zweitgrößten kroatischen Stadt, Split, längst der Vergangenheit angehört. Der Großbetrieb mit fast 500 Mitarbeitern dümpelt seit Jahren vor sich hin, die Kapazitätsauslastung ist niedrig. 22 Millionen Euro hat der Staat bislang in die Modernisierung investiert, doch das Werk schreibt trotz des globalen Stahlbooms weiterhin rote Zahlen. Als Rettungsanker galt die Privatisierung von 89 Prozent der Unternehmensanteile, die jetzt aber unerwartet geplatzt ist. Mit der Begründung, man könne die geforderten Verpflichtungen nun doch nicht eingehen, zog sich das ukrainisch-kroatische Joint Venture Armko Smart aus dem Geschäft zurück - per Anwaltsschreiben unmittelbar vor der Vertragsunterzeichnung. Die Wirtschaftszeitung »Poslovni dnevnik« vermutet, dass der Investor eine günstigere Akquise innerhalb der EU gefunden habe. Das Geschäftsverhalten von Armko Smart sei »alles andere als korrekt«, sagte der kroatische Vize-Premier Damir Polancec vor Journalisten in Zagreb. Dass man dem potenziellen Käufer die eingezahlte Bürgschaft von umgerechnet rund 200 000 Euro nicht zurückerstatten werde, sei keine Genugtuung. In den nächsten Tagen soll nun der Kroatische Privatisierungsfonds die fünfte Ausschreibung für die Anteile veröffentlichen, zu den gleichen Bedingungen: An den symbolischen Kaufpreis von einer kroatischen Kuna ist die Tilgung der Verbindlichkeiten von rund 30 Millionen Euro gekoppelt, wobei der Staat einige Schulden erlassen könnte. Hinzu kommt eine Sozialklausel. Armko Smart hatte zunächst angekündigt, die Belegschaft von derzeit 488 auf 530 Mitarbeiter aufzustocken und alle Außenstände zu begleichen. Der Vorsitzende des kroatischen Gewerkschaftsbundes, Ozren Matijasevic, bezeichnet den potenziellen Käufer inzwischen als »Spekulanten«. Man werde alles unternehmen, um das Unternehmen von erneuten Ausschreibungen in Kroatien auszuschließen. Leider gebe es keine gesetzliche Sanktionsmöglichkeit, sagte Matijasevic gegenüber ND. Zagreb müsse Kiew aber dringend eine diplomatische Note senden. Laut dem Gewerkschaftsbund leiden insbesondere die Mitarbeiter darunter, dass sich die Privatisierung immer weiter hinzieht. Dies verzögere die Rückkehr zu einer wettbewerbsfähigen Marktposition. Derzeit erreichen die Löhne im Werk bei Weitem nicht den kroatischen Durchschnitt von 600 Euro, so Matijasevic. Dass die Privatisierung des Stahlwerks Split jetzt geplatzt ist, kommt der Regierung ziemlich ungelegen. Bis Ende Februar muss der EU-Kommission im Rahmen der Beitrittsverhandlungen ein nationales Programm zur Restrukturierung des Metallsektors vorgelegt werden. Um die Angelegenheit zu beschleunigen, will man die Mitbieter der vierten Ausschreibungsrunde zu einer neuen Angebotsabgabe einladen. Insgesamt gab es 14 Interessenten, aber ein vollständiges Angebot reichte neben Armko Smart nur die GM Holdings, eine Tochter der britischen Stemcor mit Firmensitz auf Mauritius, ein. Andere Gebote, unter anderem von der deutschen Unternehmensgruppe Max Aicher, hatten die formalen Auflagen nicht erfüllt. In Kroatien befinden sich derzeit noch 70 Unternehmen mehrheitlich in staatlicher Hand. Dav...

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