USA zeigen Pjöngjang die Instrumente

Erstmals Test der Abwehr einer Langstreckenrakete

  • Thomas Watkins, Washington
  • Lesedauer: 3 Min.

Die USA haben erstmals die Abwehr einer Langstreckenrakete getestet. Eine auf den Marshall-Inseln abgefeuerte Interkontinentalrakete sei von einer in Kalifornien gestarteten Abfangrakete »erfolgreich« zerstört worden, erklärte das US-Militär am Dienstag (Ortszeit). Der Test galt als Antwort auf die Drohungen Nordkoreas, das in diesem Jahr bereits zwölf Raketentest vornahm.

Das auf dem Luftwaffenstützpunkt Vandenberg in Kalifornien installierte Raketenabwehrsystem habe »erfolgreich eine Interkontinentalrakete abgefangen«, erklärten die US-Streitkräfte. Da es sich um einen Test handelte, war die Rakete nur mit einem simulierten Sprengkopf bestückt.

Die US-Raketenabwehr sei »entscheidend für die Verteidigung unseres Landes, und dieser Test zeigt, dass wir ein funktionierendes und zuverlässiges Abschreckungssystem gegen eine sehr reale Bedrohung haben«, erklärte der Chef der Abteilung für Raketenabwehr im US-Verteidigungsministerium, Jim Syring.

Pentagon-Sprecher Jeff Davis versicherte, der Test sei keine direkte Antwort auf die jüngsten Raketentests Nordkoreas. Nordkorea sei aber »generell einer der Gründe, weshalb wir diese Kapazität haben«. Pjöngjang benutze eine »gefährliche Rhetorik, die nahelegt, dass sie US-Territorium angreifen könnten«, sagte Davis.

Der Abschuss einer Interkontinentalrakete ist selbst für das US-Militär eine große technische Herausforderung. 2014 war ein Test mit einer Rakete mit einer kürzeren Reichweite ebenfalls erfolgreich verlaufen, davor waren drei Tests misslungen.

Nordkorea testet regelmäßig Raketen verschiedener Reichweiten. Erst am Dienstag hatte die Führung in Pjöngjang den »erfolgreichen« Test einer neuen »Präzisionsrakete« am Montag bestätigt. Nach Angaben der USA und Südkoreas handelte es sich um eine Kurzstreckenrakete, die etwa 450 Kilometer weit flog und vor Japan im Meer landete. Es war der dritte Raketentest Nordkoreas in weniger als drei Wochen.

Am Mittwoch drohte Nordkorea damit, »zu jeder Zeit« weitere Langstreckenraketen abschießen zu können. »Wir sind bereit, Interkontinentalraketen überall und zu jeder Zeit auf Befehl unseres Oberbefehlshabers zu testen«, schrieb die Zeitung »Rodong Sinmun«, das offizielle Organ der in Nordkorea herrschenden Partei. Die USA müssten wissen, »dass wir die Teufelshöhle mit Atomwaffen in Asche verwandeln können«. Dies sei »keine leere Drohung«, hieß es in dem Bericht weiter.

Seit 2006 hat Pjöngjang nach eigenen Angaben fünf Atomwaffentests vorgenommen, davon zwei im vergangenen Jahr. Zugleich arbeitet die Führung in Pjöngjang an der Entwicklung von Langstreckenraketen, mit denen atomare Sprengköpfe bis in die USA getragen werden könnten. Mit seinen Tests verstößt Nordkorea gegen Sanktionen des UN-Sicherheitsrats.

Die USA wollen in Kalifornien und Alaska bis Ende 2017 insgesamt 44 bodengestützte Abfangraketen des sogenannten Ground-Based Midcourse Defense-System (GMD) aufstellen. Es richtet sich speziell gegen Bedrohungen aus Nordkorea und Iran. AFP

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