Politische Süppchen
Martin Kröger über die Erklärungen zum Ramadan
Fast eine Viertelmillion Berliner sind muslimischen Glaubens. Das Ramadan-Fest und der Fastenmonat soll der Gesellschaft und der Welt in diesen Tagen Frieden und Seelenruhe bringen. Dass die Präventionsstelle der Polizei zum Ramadan-Fest extra ein Rundschreiben verfasst hat, zeigt wie kultursensitiv die Behörde inzwischen aufgestellt ist. Das zeigt sich im Übrigen auch an den Auszubildendenzahlen der Polizei, die die gesellschaftlichen Verhältnisse immer besser widerspiegelt: Seit Jahren kommt fast jeder fünfte junge Polizist aus einer Einwanderfamilie.
Wie wichtig die interkulturelle Öffnung im täglichen Einsatzgeschehen der Polizei ist, zeigen schwierige Einsätze wie etwa am Kottbusser Tor in Kreuzberg, wo die migrantischen Polizisten dringend gebraucht werden. Dort gibt es massive Probleme mit Kriminalität - die wird auch von jungen Geflüchteten ausgeübt, die vor Ort teilweise aggressiv auftreten. Zur Entschärfung dieser Lage kann es nichts Besseres geben, als Polizisten, die vor Ort bei Anwohnern und Betroffenen Vertrauen genießen, im besten Fall auch wegen einer gemeinsamen Sprache.
Dass die rechten Parteien CDU und AfD das interne Rundschreiben dagegen aufgreifen, um sich gegenseitig in ihrer anti-muslimischen Haltung zu überbieten, ist mehr als bedenklich. Zum einen, weil das Klischee der »übelgelaunten« Muslime strapaziert wird. Zum anderen, weil suggeriert wird, eine religiöse Minderheit würde eine Sonderbehandlung erhalten. Wir gegen die - das ist das politische Süppchen, das inzwischen auch die CDU auf ihrem Herd stehen hat.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.